Die Kasse von Shui Tang wurde gestern geklaut.
War es eine Katastrophe oder eine Strafe? Eine Strafe für wen?
Meine Mutter hatte vor zwei Jahren einen schlimmen Schlafanfall. Sie erholte sich zwar von der Krankheit, aber ist nicht mehr dieselbe.
Als sie im kranken Bett lag und viele Besucher zu ihr eilten, hörte ich immer dieselben Kommentare: „Wie kann so etwas bei so einem guten Menschen passieren!“ oder „Du hast immer so gesund gelebt, wie kann so etwas bei Dir passieren!“
Ich wurde oft wütend und sagte sehr direkt zu den Leute, die meistens in unserer Tradition mehr zu sagen haben als ich, dass meine Mutter als eine Kranke auch ein guter Mensch bleibt.
Auch ihr Schicksal verändert meine Meinung über Ihr Leben nicht.
Das, was mich verändert, ist meine Kategorie über Gesundheit und das, was sauber und schmutzig ist.
Alle reden heute über die sogenannte Unabhängigkeit und Freiheit.
Selten wissen die Leute, dass diese Dinge nicht gratis ist.
Für Unabhängigkeit und Freiheit der Gesellschaft muss man regelmäßig zur Wahl gehen, muss man ab und zu auf die Strasse gehen oder muss man wenn es brennt, klare Meinung öffentlich bekennen.
Aber in der Schweiz scheint die Demokratie gratis zu sein.
Und die Unabhängigkeit ist ein intellektuelles Gedankespiel.
Ich war krank und wurde angerufen wegen dem in Shui Tang verlorenen Geld.
Ich sagte, dass es in dieser Welt – im Grunde genommen – nichts verloren geht.
Das Geld bleibt als Materie unverändert, aber in unserer Vorstellung wurde etwas von uns weg genommen.
Wenn das Geld es will, geht es dort hin, wo es will.
Wenn jemand es viel nötiger als ich das Geld brauche, dann ist es so wie es ist – zu akzeptieren – was hätte man anders machen sollen als das, was bereits geschah anzunehmen?
Aber das heisst nicht, dass ich mir nicht etwas einfallen lassen, mit diesem Phänomen konkret umzugehen.
Aber, der Dieb kann wieder kommen.
Ich lachte über das Gedanke.
Ob der Herr Dieb wieder kommen möchte, ist seine Sache.
Ich verschwende keine Energie und keine Zeit mit der Energie von Herrn Dieb zu verbinden.
Lieber frage ich mich, was ich denke.
Alles anderen überlasse ich dem Kosmos.
Ich denke – ganz klar – dass was der Dieb genommen hat, irgendwann zu mir wieder zurückkehrt.
Es gibt eine andere Kasse als die Kasse in einem Geschäft.
Und der klare Mond, der in meinem Herzen scheint, den meine Mutter mir seit meiner Kindheit vermittelt, ist nicht zu klauen!
Ich glaube weiter an Menschen – sei es gut oder schlecht, gerne glaube ich an mein Tun, lieber glaube ich an das, was auf mich zukommt, sich zum Guten wendet.
Das ist die sogenannte Unabhängigkeit, die man manchmal über einen Dieb bezahlen muss, um zu wissen, was für Werte man lebt und dass der innere Mond viel wichtiger ist als das, was scheinbar mit jemanden gegangen ist.
Ryokan, der von einem Dieb alles geklaute Mönch schrieb vor zwei Hundertjahren eine ähnliche aber noch dramatische Situation in einem Haiku:
Der Dieb hat den Mond
im Fenster
vergessen
!
Ich habe eine Teeschale, die den Mond einfangen kann.