Archiv für den Monat Juni 2014

Ein anderer Emei Maofeng in Shui Tang

Vor 1200 Jahren wurde Tee bereits in Ya-An, Sichuan, sehr nah zu Tibet, angebaut.
Wie waren damals die Teebusch? Waren sie aus Samen, waren sie aus Setzlingen?
Ich kenne Emei Maofeng als ein klassischer Grüntee, der mehr Volumen erhält durch die Röstung über Holz und mehr Boden bekommt durch die Höhenlage in den Bergen.Insgesamt ist er frisch, fein aber kraftvoll. Diesen Tee empfehle ich gerne Menschen, die einen kräftigen grünen Tee mögen, oder eine Prüfung bestehen muss, oder Frauen die unbedingt grünen Tee trinken obwohl sie blasses Gesicht und Haut haben. Denn dieser Tee hat nicht nur geistig erfrischende Wirkung, sondern auch Bodenhaftung.
2014 habe ich Glück einen interessanten Emei Maofeng kennen zu lernen. Vielleicht war er früher auch schon Mal in meine Hand gelandet, aber ich war damals nicht bereit ihn zu mögen.
Dieser Emei Maofeng stammt aus Teegarten, wo unkonventionell gepflegt wird. Das ist diplomatisch ausgedrückt. Ich vermute, dass dieser Garten in einer Höhenlage liegt und alt ist. Alte Teebuschen sollen nach moderner Vorstellung häufig erneuert werden. Aber wenn der Bauer zu alt ist, wenige finanzielles Mittel verfügt, oder der Garten einfach zu weit von der Zivilisation liegt, wird er einfach nicht mehr investiert. So wachsen viele neuen Teebuschen aus Samen anstatt aus Klonen.
Diese individuellen Teebuschen erwachen in unterschiedlichen Zeitraum des Frühlings. Sie haben unterschiedliche Formen von Blättern. Sie haben unterschiedlichen Farben an Blatt. Sie haben unterschiedlichen Geschmacksnoten.
Ein Emei Maofeng aus solchen Individualisten-Teebuschen. Auf Chinesisch bezeichnen wir ihn als Qun Ti Pin Zhong.
Ein grosses Orchester!
Eine Art von Symphonie!
Dieser Symphonie Emei schmeckt anders als der frühere Emei in Shui Tang.
Er ist weniger elegant, weniger durchlässig – ich meine, mehr Bodenständigkeit und weniger luftig. Eine kraftvolle Flüssigkeit mit einem Hauch von Erde, Wurzel und von Sonne gewonnenen Blätter! Archaisch und ursprünglich!
Ich bin begeistert, weiß aber, dass er einfach anders ist. Wenn man gerne die Leichtigkeit an einem grünen Tee schätzt, würde ich ihm in diesem Jahr in Shui Tang zu Mending Maojian, Anji Longjing oder sogar Anhua Cuiyu wechseln. Aber dieser Emei hat etwas besonders von einem besonderen grünen Tee, der kraftvoll und zugleich bodenständig bleibt.
Mal sehen, ob das Publikum auch so begeistert ist wie ich.

Eine Blind-Degustation mit Vittel und Evian

Wenn man glaubt, dass man mit moderner Technologie viele Dinge in Griff bekommt, ist man hilflos bei der Sache mit dem Wasser. Wir kochen jeden Tag Wasser in Shui Tang und erlebe haargenau die Schwankung des Wassers aus der Leitung in der Altstadt Zürichs.
Anfangs 2014 die ersten vier Monaten war das Wasser anders. Wir müssen jeden Tag entkalken. Bei mir in Seebach daheim, ist es nicht nötig.
Wie entkalke ich? Mit Migros Budget Essig.
Seit Mai verbessert sich wieder das Wasser aus der Leitung und man muss es nicht mehr jeden Tag entkalken.
Angefragt und abgereist nach Italien degustierte ich mit viel Fleiß und Schweiß viele Teesorten. Interessanterweise gefielt mir immer das Leitungswasser aus der Hähne besser als aus der Mineralwasserflaschen. Am Ende kam das Evian-Wasser zu Test. Erstaunlich fielt es ausgefallen gut auf.
Ich konnte an das Ergebnis nicht recht glauben. Evian ist für mich ein Wasser, das sehr hart ist und würde es eigentlich niemals zum Tee zubereiten verwenden.
In Shui Tang degustierte ich noch einmal, diesmal mit Alexander. Er sollte mir Wasser kochen und mir kein Wort erwähnen, welchen Tee mit welchem Wasser aufgegossen wurde.
Die Teesorten waren nagelneu eingetroffene blumige Tie Guanyin aus Anxi und der subtilen frischen Anji Baicha!
Nun meine Notizen:
Vittel:
An Ji Bai Cha: floral, lieblich, elegant und subtil. Pure Leichtigkeit und ein Hauch von Parfüm des frisch geschnittenen Blumenwiesen.
Tie Guanyin: Blühende Frühlingswiese in der Nase. Schöne Balsamierende Wirkung am Hals- typische Tie Guanyin! Lichtvoll und Frisch.
Evian: Süss, aber recht schwerer Duft. Undifferenziert und mehr Zungebelag.
Tie Guanyin: Der Duft wirkt wie verschleiert und kommt nicht zur Sprache. Der Geschmack im Mund ist wie viele Stoffe auf der Zunge, nicht nur Tee. Weniger Tee, aber eine konzentrierte Flüssigkeit.

Wenn ich Tee trinken möchten, wie der Tee ist, würde ich Vittel nehmen. Wenn man eine konzentrierte Flüssigkeit trinken möchte und glaubt, dass es nährhafter ist, dann sollte man Evian nehmen.

Rinbansyo 八拾捌茶輪番所

Mit Alexander gründete ich eine neue Firma Shui Mei Tang https://www.facebook.com/liquiddelicacies, die den Teeweg für die Hotellerie und Gastroszene voranstreiten sollte. Dieser Ort, wo Fremde sich zusammen treffen, einen Raum zu kreieren, um Begegnung zu ermöglichen, reagiert bis heute sehr stiefmütterlich auf das Getränk Tee, der Menschen verbindet.
Durch die Arbeit von Alexander lerne ich einen spannenden Kreis kennen, der aus einer jungen dynamischen weltoffenen Schweizer gebildet sind, meistens von ihnen sind Fremde aus der zweiten Generation. Diese jungen Menschen haben meistens inkohärente Biographie und Welterfahrungen. Sie bauen auf der alten Schweizer Boden etwas neuartiges Verständnis des guten Essen und Schlafen. Ihr grösste Schatzkammer ist die Haltung gegenüber des Anderen in der Welt — ihre Offenheit und Begeisterung und gerne einen Brücke zwischen der Schweiz und des Anderen werden wollen. So lerne ich verschiedene Restaurants in Zürich kennen, die Tee als Erweiterung des kulinarischen Horizonten schätzen und ausprobieren.

Das ähnliche begeisternde Phänomen findet ebenfalls in meiner Heimat statt. Junge Taiwanese haben einen anderen Zugang zu ihrer Kolonialgeschichte als ihr Nachtbar in China. Sie sind gegenüber die alten politischen Symbol recht aufgeschlossen und neugierig auf die ehemaligen Herrschaft Japan. Sie haben meistens die Welt besucht, sogar dort studiert oder mit Familie dorthin ausgewandert. Als ein Zugvögel, das die Heimat besucht, sind sie wieder hier geblieben. Ihr Schatzkammer ist ebenfalls ihre Fremderfahrungen, die sie unter den Fremden sammeln.
So bauen diese jungen Menschen mitten in Taiwan aus dem ehemaligen illegalen Einwanderer-viertel, meistens aus den Immigranten aus China in 40er Jahren, ein Teehaus. Das Teehaus sollte einen Brückenschlag sein zwischen der Entschleunigung wie Gongfu Cha und der Fast-Tea Teebeutel oder Bubbeltea. Ein Ort, wo Taiwan in einem neuen Standpunkt zur japanischen Kultur begegnen kann.
Die Fotos mögen für die europäischen Leser recht japanisch sein. Die Inneneinrichtung ist allerdings sehr taiwanesisch geprägt. Das liegt daran, dass die meisten Europäer das ganze hintere Orient nur mit Japan verwechseln. Das spricht sicher für das Bildungsniveau hier aus. Wie oft muss ich in Shui Tang erklären, dass per Hand ausgelesene Tees meistens NICHT aus Japan stammen und wie oft muss ich mir anhören, dass der beste Tee aus Japan komme.
Falls Du eine Reise nach Taipei planst, ist Rinbansyo vielleicht neben dem Wistaria-Teehaus eine Überraschung. Zwei Teehäuser, zwei verschiedene Generation und aus zwei verschiedenen Weltanschauung. Das reale Taiwan liegt irgendwo dazsichen!

http://www.rinbansyo.com/
https://www.facebook.com/rinbansyo?hc_location=timeline

Frischer Wind in Zürich:
http://www.maisonmanesse.ch
https://www.facebook.com/Canzoniereshop
http://lilys.ch.rtp01.rtp.ch/restaurants/ (Gibt es extra eine Speisekarte mit Tee!)