Schilder von verschiedenen Teehäuser und Garten im Teeland Muzha-Taiwan. In welcher Richtung Du gehen willst, bleibt es Dir überlassen.
Was habe ich getan, dass das Thema BIO und Tee plötzlich zu einem emotionalen Thema zwischen zwei Fronten geworden ist? Siehe die Streit in letzten zwei Beiträge – ich bin froh über die intensiven Teilnahme!
Ich bin eine Soziologin und beobachte gerne gesellschaftliche Mechanismen, die Menschen bewegen, zu handeln. In meinem Studiumzeit habe ich wirklich verpasst, das Thema BIO und den kulturellen Konsum unter die Lupe zu nehmen.
Kaufe ich gerne BIO – Produkte? Selbstverständlich! Bin ich BIO und Label-Gegner? Jain! Ich bin nicht gegen BIO-Label, aber gegen die Gläubigkeit und diese Autorität als eine absolute Wahrheit wahrzunehmen!
Bin ich selbst die absolute Wahrheit? Jeder, der mein Blog regelmässig besucht, weiss, wie oft ich über mich selbst lache und meine Meinung nie als Autorität vermarkte. Der Teeverkäufer lügt, aber der Tee nicht. Die Sprache des Tees zu verstehen und zu lernen, ist für mich viel wichtiger als an „BIO“ zu glauben.
Menschen müssen mir kein Vertrauen schenken. Warum sollen sie? Warum schenken wir Vertrauen an Polizei? Warum schenken wir unser Vertrauen an Obrigkeit und Autorität?
Diese streitige Diskussion geht nicht mehr um den Tee, sondern um eine Lebenseinstellung, die ich habe. Ich glaube nicht an Fernsehen weil ich an der Medienwissenschaft sieben Jahre lang geforscht habe, wie Medien funktionieren. Ich zweifele gerne an die Autorität, weil es inzwischen so viel geforscht wurde, wie Autorität funktioniert. Kennst Du das dritte Reich? Kennst Du das Theater mit dem Irak und Bush? Kennst Du die Marketingsstrategie unserer Werbeagentur?
Darum hat ein BIO Tee für mich nicht die absolute Bedeutung. Der Tee muss in erster Linie richtig hergestellt und nach dem Tee schmecken, wie er deklariert ist. Ein Oolong muss wie ein Oolong schmecken. Ein Lungjing wie ein Lungjing!
Ein Oolong, der nach traditioneller Anbauweise hergestellt und richtig erzeugt wurde, schmeckt viel lebendiger und interessanter als ein konventioneller Oolong. Ich verkaufe sehr gerne solchen Tee! Er ist allerdings viel teurer und ich importiere diesen Tee vielleicht gerade Mal 20 Kg und kann mir es wirklich nicht leisten, ein Label zu bezahlen. Ich wehre mich nicht dagegen, aber das System ist nicht für einen kleinen Teehändler wie mich gemacht. Darum kann ich diesen Tee nur so beschreiben und deklarieren, aber nicht als BIO. Wenn man mir kein Vertrauen schenkt, ist es vollkommen in Ordnung! Warum sollte man mir Vertrauen schenken? Der Tee spricht für sich ohne ich dazu etwas sagen muss.
Meine Aufgabe ist nicht Vertrauen von Dir zu holen, sondern meine Arbeit richtig machen. Jedes Jahr gehe ich nach Asien, lerne Herstellung des Tees, lerne Geschmäcke des Tees zu verifizieren, lerne die Sprache des Tees zu verstehen. Ich habe nicht die Vision, Menschen zu bekehren, sondern das Wissen mit Menschen zu teilen, die es schätzen. Wenn Menschen mir kein Vertrauen schenken, ist es vollkommen in Ordnung. Meine Arbeit wird dadurch nicht behindert, die Teekultur in Europa zu verbereiten. Ich mache diese Arbeit, nicht um Anerkennung zu holen, sondern weil es am meinen Herzen liegt – ganz unabhängig was andere Menschen denken. Was ist meine Absicht? Nichts. Jeder, der es schätzt, bekommt es. Jeder, der es ablehnt, ist richtig.
Ich liebe Tee und liebe das Blog zu schreiben. Anerkennung und Lob sind schön, auch Kritik und Auseinandersetzung sind dankbar. Ich spiele gerne Dissonanz und schätze Dissonanz sehr – das vermisse ich ein wenig in der Schweizer Oeffentlichkeit. Meine Arbeit wird nicht durch Lob oder Kritik mehr oder weniger Wert haben. Ich habe keine Absicht etwas zu sein oder zu werden, nur eine Vision. Hoffe, der Tee irgendwann selbstverständlich BIO ist und dabei wunderbar schmecken!
In absehbarer Zukunft möchte ich gerne in Zürich ein Teehaus eröffnen, wo wir gute Tees trinken können und dabei richtig streiten oder klatschen!