Archiv für den Tag 08/07/2007

BIO und Tee – ein emotional geladenes Thema

Muzha

Schilder von verschiedenen Teehäuser und Garten im Teeland Muzha-Taiwan. In welcher Richtung Du gehen willst, bleibt es Dir überlassen.

Was habe ich getan, dass das Thema BIO und Tee plötzlich zu einem emotionalen Thema zwischen zwei Fronten geworden ist? Siehe die Streit in letzten zwei Beiträge – ich bin froh über die intensiven Teilnahme!

Ich bin eine Soziologin und beobachte gerne gesellschaftliche Mechanismen, die Menschen bewegen, zu handeln. In meinem Studiumzeit habe ich wirklich verpasst, das Thema BIO und den kulturellen Konsum unter die Lupe zu nehmen.

Kaufe ich gerne BIO – Produkte? Selbstverständlich! Bin ich BIO und Label-Gegner? Jain! Ich bin nicht gegen BIO-Label, aber gegen die Gläubigkeit und diese Autorität als eine absolute Wahrheit wahrzunehmen!

Bin ich selbst die absolute Wahrheit? Jeder, der mein Blog regelmässig besucht, weiss, wie oft ich über mich selbst lache und meine Meinung nie als Autorität vermarkte. Der Teeverkäufer lügt, aber der Tee nicht. Die Sprache des Tees zu verstehen und zu lernen, ist für mich viel wichtiger als an „BIO“ zu glauben.

Menschen müssen mir kein Vertrauen schenken. Warum sollen sie? Warum schenken wir Vertrauen an Polizei? Warum schenken wir unser Vertrauen an Obrigkeit und Autorität?

Diese streitige Diskussion geht nicht mehr um den Tee, sondern um eine Lebenseinstellung, die ich habe. Ich glaube nicht an Fernsehen weil ich an der Medienwissenschaft sieben Jahre lang geforscht habe, wie Medien funktionieren. Ich zweifele gerne an die Autorität, weil es inzwischen so viel geforscht wurde, wie Autorität funktioniert. Kennst Du das dritte Reich? Kennst Du das Theater mit dem Irak und Bush? Kennst Du die Marketingsstrategie unserer Werbeagentur?

Darum hat ein BIO Tee für mich nicht die absolute Bedeutung. Der Tee muss in erster Linie richtig hergestellt und nach dem Tee schmecken, wie er deklariert ist. Ein Oolong muss wie ein Oolong schmecken. Ein Lungjing wie ein Lungjing!

Ein Oolong, der nach traditioneller Anbauweise hergestellt und richtig erzeugt wurde, schmeckt viel lebendiger und interessanter als ein konventioneller Oolong. Ich verkaufe sehr gerne solchen Tee! Er ist allerdings viel teurer und ich importiere diesen Tee vielleicht gerade Mal 20 Kg und kann mir es wirklich nicht leisten, ein Label zu bezahlen. Ich wehre mich nicht dagegen, aber das System ist nicht für einen kleinen Teehändler wie mich gemacht. Darum kann ich diesen Tee nur so beschreiben und deklarieren, aber nicht als BIO. Wenn man mir kein Vertrauen schenkt, ist es vollkommen in Ordnung! Warum sollte man mir Vertrauen schenken? Der Tee spricht für sich ohne ich dazu etwas sagen muss.

Meine Aufgabe ist nicht Vertrauen von Dir zu holen, sondern meine Arbeit richtig machen. Jedes Jahr gehe ich nach Asien, lerne Herstellung des Tees, lerne Geschmäcke des Tees zu verifizieren, lerne die Sprache des Tees zu verstehen. Ich habe nicht die Vision, Menschen zu bekehren, sondern das Wissen mit Menschen zu teilen, die es schätzen. Wenn Menschen mir kein Vertrauen schenken, ist es vollkommen in Ordnung. Meine Arbeit wird dadurch nicht behindert, die Teekultur in Europa zu verbereiten. Ich mache diese Arbeit, nicht um Anerkennung zu holen, sondern weil es am meinen Herzen liegt – ganz unabhängig was andere Menschen denken. Was ist meine Absicht? Nichts. Jeder, der es schätzt, bekommt es. Jeder, der es ablehnt, ist richtig.

Ich liebe Tee und liebe das Blog zu schreiben. Anerkennung und Lob sind schön, auch Kritik und Auseinandersetzung sind dankbar. Ich spiele gerne Dissonanz und schätze Dissonanz sehr – das vermisse ich ein wenig in der Schweizer Oeffentlichkeit. Meine Arbeit wird nicht durch Lob oder Kritik mehr oder weniger Wert haben. Ich habe keine Absicht etwas zu sein oder zu werden, nur eine Vision. Hoffe, der Tee irgendwann selbstverständlich BIO ist und dabei wunderbar schmecken!

In absehbarer Zukunft möchte ich gerne in Zürich ein Teehaus eröffnen, wo wir gute Tees trinken können und dabei richtig streiten oder klatschen!

BIO und Tee

Immer wieder möchten Teefreunde wissen, wie die Schadstoffe im Tee sind. Immer wieder bin ich als Teehändler mit der Frage konfrontiert „Menglin, ist Dein Tee sicher?“ Immer wieder möchte man sichern, dass man gesund und glücklich lebt.

Der Tee aus Taiwan und China ist nicht anders als das Lebensmittel in Europa. Es gibt viele grosse Teebauer, die sich leisten, seinen Produkte als Bio-Tee zertifizieren zu lassen und seinen Tee in einem grossen Stil – industrielle Weise zu produzieren. Es gibt auch viele gute Teebauer, die sehr gute Tees produzieren und nichts von Bio halten – so lange seine Tees immer ausverkauft bevor der Tee überhaupt gepflückt wurde. Es gibt auch viele kleine Teebauer, die auf die modernen Methode verzichte und sich nicht leisten, den Bio Label zu holen. Viele Bauer in Europa haben das gleiche Problem. Sogar Kaffee-Bauer in Kolumbia haben die gleiche Sorgen. Obwohl alle sich bemühen, gute Produkte zu erzeugen, ist das „Bio“ nicht unkostenaufwendig.

Wenn man nur „Bio“ als absolute Kriterien betrachtet, ist es sehr wichtig nur den Tee mit Bio-Label zu kaufen. Obwohl ich die meisten importierten Bio Tees in Deutschland selbst nicht trinken. Sie haben vielleicht schadstoffarm, aber geben mir keinen Genuss – natürlich kann man darüber streiten, was wichtiger ist oder was man unter „Genuss“ versteht.

Eins wurde mir klar als ein Teehändler, Bio-Label wirkt bei meisten Kunde wie ein Qualitätsversprechung, die in der Wirklichkeit nur ein ganz kleines Aspekt deckt und als Geschmacksorientierung gar nichts aussagt…

Für mich ale eine verantwortungsbewusste Teehändlerin ist es sehr wichtig „gute“ Tees unter den Menschen zu bringen, die Tee lieben und schätzen. Gute Tees bedeuten mir, dass sie in einer richtigen Zeit gepflückt, genug gewelkt wurde, genug fermentiert oder gar nicht fermentiert wurde, richtig getrocknet oder richtig geröstet wurden. Wenn man einen grünen Tee trinkt, darf er nicht sauer, trüb und zu bitter schmecken. Wenn man einen Oolong trinkt, darf der Tee nicht grassig, grün und zu bitter schmecken. Diese Dinge sind mir wichtiger als der Bio Label. Weil ein grassiger Oolong unsere Magenschleimhaut reizt und die zu bittere Note unser Herz und Nieren eher überfordert. Dann nützt die drei Buchstaben BIO auch nicht.

Natürlich schmecken mir ein Oolong, der unter traditionellen Methode hergestellt ist, viel lebendiger und interessanter! Es sind Raritäten, die wirklich Freude und Genuss machen! Darum bemühe ich mich solche Tees zu impotieren: Yinzhen aus Organic-Garten (so ein schöner Yinzhen habe ich wirklich noch nie getrunken!), Grüntee Tee wie Nanyue Maofeng, von Insekten befallenen Oolong und Schwarztee etc. Aber ich kann mir nicht leisten für jeden Tees einen Bio Label zu holen. Ich könnte nur meinen Teefreunden mitteilen, wie die Tees gemacht sind. Wenn sie mir nicht glauben, ist es auch in Ordnung. Menschen sollen in unserer Gesellschaft die Möglichkeit haben, das zu glauben, was sie für richtig halten.

Ich habe eine Vision, die Teekultur in Europa zu verbereiten. Wenn wir immer nur an der Diskussion von Bio oder nicht Bio bleiben, kommen wir wirklich nicht weiter. Lernen, was wirklich ein guter Tee schmeckt und schmecken soll, ist wohl befriedender. Seit drei Hundertjahren ist Tee in Europa bekannt, aber das ist daraus entstanden? Aromatisierung des Tees! Anstatt den Tee richtig zu schmecken, fügen Menschen nur noch mehr Zusatzstoffe hinzu. Anstatt sich wirklich mit Tee zu beschäftigen, rührt man lieber die Brei herum. Man kommt nicht weiter, wenn man nur an einem Label festhält – auch wenn diese ehrliche Wörter von meinem Herzen viele Teefreunde provozieren… 

Liebe Sandra, ich könnte Ihnen nicht raten, wo Sie sicher sind, einen Tee ohne Schadstoff zu kaufen. Sind Sie sicher, dass Ihre Wasserleitung schadstofffrei ist?