Heute kam Freundin Karin zu Besuch und wir tranken Pu Er Tee. Wir haben 3 verschiedene Pu Er Tees degustiert:
ein Aufguss von Pu Er aus den 80er Jahren aus Menghai,
ein Aufguss vom Grenzgebiet zwischen China und Vietnam, eine private Kreation von Teehändler Wang aus Taiwan, aus der Ernte von 1990, gepflückt aus wildwachsenden Teebäume und auf Kieferkohle getrocknet
und ein Aufguss von Simao, Ernte 1999, wilder Teebaum
Karin fing gleich an, von ihrer Kindheitserinnerungen zu erzählen. Sie erzählte von Wald, von Chalet und von Holzofen. Sie erzählte von ihren wenigen glücklichen sorgenlosen Momenten ihres Lebens. Sie strahlte, war briliant und sah schön aus.
Wir tranken die Tees und befanden uns plötzlich im Wald. Ja, es duftet nach Kiefer, es duftet nach Tannenspitzen und es duftet nach Erde!
Karin liebt den mit Kieferkohlen beheizten Pu Er. Er schmeckt nach Honig! Er erinnert uns an eine leichte Brise Kampfer-Duft. Herr Wang erzählte mir, dass diese Teebäume in einem Wald mit Kampfer zusammen wachsen. Die Duftnoten vermischen sich in unverwechselbarer Eigenart.
Ich liebe den alten Tee der 80er Jahre. Er sieht hell aus im Vergleich mit dem jungen 1999er. Er schmeckt nicht nach viel. Fast gar nichts – im Vergleich mit dem jungen. Er ist einfach da, einwenig dezent, klar und subtil. Literat und Qigong Meister Deng Shihai sagte, dass ältere Pu Ers nach gar nichts schmecken. Dieser Satz hat mich immer verwirrt. Nach gar nichts, wie denn? Pu Er ist doch stark und dominant. Heute nachmittags glaubte ich es zu verstehen.
Der junge Simao, dominant, wild und stark. Unvergesslich und unverwechselbar. So beeindruckend, dass wir ihn nicht mehr berühren wollten. Wir lassen ihn noch weiter reifen, meinten wir.
Wann treffen wir uns wieder, um diesen drei Pu Ers wieder in ihren weiteren Reifungsprozess zu begegnen? Oder meinen wir uns selbst, in einer Begegnung mit Pu Er widerspiegelt erkannt zu haben?
Teeblüte in Simao