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Der Wind im Tee

Im Juni ist es windstill. Das bringt den besten Oriental Beauty hervor. Die Insekten vermehren sich wenn der Wind nicht weht.

Der Nordwind ist kalt und trocken, und sucht nach feuchten warmen Luft. Die Sehnsucht nach Wärme und Wasser bringt die Luftströmung, die wiederum alles zu bewegen hervorruft. Die Dynamik entsteht, das Leben entwickelt sich und ein Universum ist lebendig. Dort wo viele Vogel sich versammeln, oft auf ein Hügel, ist ein Ort, wo Vogel auf den Wind warten. Ein Ort, wo das Lebewesen sich sammelt, sich erholt und auf den frischen Wind wartet, um weiter zu kommen. Ähnlich wie Vogel wartet der Mensch auch auf den frischen Wind, der uns an den nächsten Ort bringt und vielleicht eine neue Öffnung oder vielleicht den nächsten Hügel. Manchmal begegnet das Lebewesen an so einem Ort seinen Weggefährte. Wenn das Zuhause im Herzen verwurzelt ist, ist es sekundär, wo der nächste Station sein wird.

Wenn Du weiss, wo dieser Ort in Deinem Leben zu verorten ist, dann ist es ein Glück. Man könnte diesen Ort besuchen, sich sammeln und den frischen Wind holen. Vielleicht ist es der Teetisch in Shui Tang oder in Deinem Garten der Ort von Wind. Ich finde manchmal auch diesen Ort im Tee.

Die blöde Erkältung lässt sich langsam nach. Ich könnte endlich die schöne Sammlung aus Taiwan degustieren. Ich finde den sanften windigen Ort in dem alten Liubao 80er Jahren. Der sanfte Wind weht wie eine Brise in diesem gereiften Tee, der nicht alt wirkt, sondern gesprächig seine Geschichte erzählt. Der jüngere Liuan von 90er Jahren wirkt immer noch so jugendlich. Ich glaube an seinem grossen Potential.

Inspirierend wird es wenn man die gereiften Atongs Oolong allein trinkt. Wie eine Reise versetzt der Huangjingui 2003 Dongpian in das alte Haus von meinem Lehrer in Mingjian. Alte Lehm und Backsteinhaus. Halb bewohnt, halb zerfallen. Sanft wie ein Dongpian, dessen Aufguss wie das Bergkristall-Wasser, das durchlässig jedoch viel Substanz zeigt. Der Lishan Huangjingui 2008 ist mein Lieblingstee von dieser Sammlung. Ich roch meine Kindheit auf den Ostgarten meiner Grossmutter in Tainan. Guaven reifte und mein Cousin pflückte mich eins, damit ich ihn nicht bei Frosch-Fang störte. Und Lychee und Longgang lagen auf den Vorplatz des Hauses. Ich ass sie bis ich vor Bauchschmerzen weinte. Die Früchte sind präsent, jedoch so sanft wie eine Erinnerung sein muss – Nuancen und Farbspuren bleiben erhalten. Wie ein analoges Foto altert mit Charme. Der Wind weht im tiefen Schicht meiner Seele und wird mich weiter tragen auf den Weg.

Der Wind bringt oft Feuchtigkeit und regnet es. Ein Vögel würde mit von Regen erschwerten Flügel auch fliegen. Das Wasser ist wie unser Gefühl, das uns schwer macht, weil wichtige Dinge ein Gewicht haben. Das Wasser macht uns schwerer, aber auch liebenswürdig. So ähnlich fühle ich mich wenn ich Lishan Qingxin 1993 trinke. Ein gereifter Tee mit Geschmäcke, die für viele Teeliehaber schwer wirken. In diesen dunklen Schicht spüre ich den Wind, der nicht still steht, sondern noch das Wasser in mir bewegt. Das schwere Gefühl kann einen oft sehr irritieren. Der Nebel im Kopf verhindert die Verbindung zum Herzen. Der Tee flüstert zu mir: Folge den Weg, folge die Faden von Ariadne im Labyrinth des Lebens.

Ich wünsche allen Teefreunde, einen schönen Ort mit frischen Wind zu pflegen.

Rätsel spiel bei Teedegustation 

Ich geniesse sehr mit meinem Lehrer zu sprechen. Im Gespräch wird mir immer ein Fenster geöffnet. Ein Fenster zur Unendlichkeit! Alles erscheint plötzlich sinnvoll. Wir müssen nicht immer von Dinge verblendet werden. Wir können lernen Zeichen zur Wahrheit lesen!

Er hob ein Stück Ananas für mich auf. Wunderbares Frucht, so zart, leicht säuerlich und doch honigsüss. Er erklärt mir, welche Geschmacksnote von welchem Düne kommt und von was für Schweiss Hormonen spritzen anrichtet.

Das gleiche gilt auch für Tee. Er schimpft über die so genannten organische Dünger. Die Dünger müssen vorher Kompositiert werden. Ohne die Fermentation brennen/ heizen die Dünger  in der Erde und schaden die Wurzeln. Die untransformierte Fett bilden eine Schicht in der Erde und verursacht Staunässe. All diese Phänomen kann man beim Sparziergang durch Teeregion beobachten. Welcher Teegarten hat starke Pflanzen, welche eben nicht. Das ist sehr wichtig bei Zusammenarbeit mit Teebauer.

Ich liebe solche Gespräche. Ich liebe ebenfalls die Degustation. Er liess mich raten. Er liess seine Schüler sich entblössen. Das ist in der Schweiz schwierig, weil die Menschen ungern Karte zeigen. Aber nur so können wir weiter kommen.

Ich liebe aber dieses entblössen, weil ich meine Probleme richtig in die Ohren bekommen kann.

Als ich kam, standen vier Teeschale auf den Tisch. Zuerst ass ich den Lauch Kuchen weg.

Dann reiste ich ins Teeland.

Zuerst die Schale vor mir. Feine blumige Note in Nase, schöne säuerliche Fruchtnote, klare Geschmackskurven! 

„Ist es ein Hochlandsoolong? Über zehn Jahre alt?“ Er nickte.

Die Schale bei dem Lauchkuchen, „Eher flacher und säuerlich wie Essig. Der andere ist wie Obst. Dieser ist noch älter. Kein Hochland. Aber ich weiss nicht von welchem Pflanzen.“

„Buddhas Hand.“

„Aber mein Buddhas Hand aus Shiding in Shui Tang ist viel besser als dieser. Meiner ist faccettenreicher.“ Er nickte.

„Dieser ist noch nicht so schön in Veränderung.“ Ich deutete auf die andere Schale neben dem Lauch Kuchen. „Ist es ein Anxi Tie Guan Yin?“

Er schüttelte seinem Kopf. „Aus Muzha.“

Also! Ungenügend fermentiert.“ Deswegen ist die Lagerung unnützlich. Der Tee verändert sich nicht so schön. Er müsste auch der jüngster in diesem Runde sein.“ Er nickte seinen Kopf.

Dann entdeckte ich einen sehr schönen Shui Xian, “ Shui Xian! Solchen wie Pfirsich.“

Er lächelte.

„Wow, ich will ihn kaufen und lagern! Er wird zu einem Star!“

Mein Lehrer lachte. Er erzählte wie schwierig er diesen Tee bekommen hat. Weil der Teebauer ist genau so ein Kenner wie er. Teebauer wollte auch lieber selbst lagern!