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Hana (Blume)

Hana

Am letzten Tag in Kyoto trennte ich mich von meiner Schwester. Erleichtert schreite ich auf  meinen eigenen Weg. Schwester koennten sehr verschiedenen sein, sind allerdings die besten Freunde, die miteinander streiten koennen.

Ich hatte viel einzukaufen. Auch wenn die Kyoto von praechtigen Blueten gefuellt wird, eilte ich mich zu meinem Ziel. Fuer Shuitang, fuer Hans und fuer Eiping und Shujing musste ich etwas besorgen. Bereits war ich in verschiedenen Laeden und suchte nach dem speziellen Chasen, was als Ueberraschung dienen sollte. Suchen, Jaggen und tragen, drei Akte, die aufeinander in einer Reise folgen und ein Muss und manchmal eine Last fuer mich bedeuten. Aber ich liebe das Gesicht der Ueberraschung und die Augen der Freude. Fuer diesen Augenblick nehme ich gerne alles im Kauf.

Taschen wurden immer schwerer, Geldscheinen wurden duenner. Neben dem Urasenke Buero lief ich langsam in der Gasse. Hier schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Die Schritte wurden immer langsamer und zoergerlicher. Ich fuehle immer, dass ich einmal hier gelebt haette. De Ja Vu ist immer eine Illusion, eine Illusion an etwas teilgenommen haben zu wollen. Ploetzlich stand ich voe drei suessen zarten haengenden Kirschbaeumen. Ein unscheinbares Tempel, unbedeutender alleiner Tempelvorsteher, der mich gerade entdeckte, eine Katze, die mich beobachtete, spielenden Kinder, die mich ignorierten. Was fuer einen herrlichen und wunderschoenen Ort! Tenmangon! Der Fruehling kuesste, die zarten rosa, satten rosa und reinen rosa Kirschblueten huellten mich mit ihren haengenden Aermen. Manchmal wehte eine frische Brise, ich roch dem Weihrauch. Manchmal wurde das Wasserpatschen hoerbar. Oft lachten die Kinder nebenan. Friedlich, angekommen und schoen. Diese Schoenheit in diesem Augenblick hat mich immer wieder an meinem Lieblingsgedicht erinnert. Ein Gedicht der Vergaenglichkeit, eine tiefe Seufz der Veraengenlichkeit. Aber in jenem Moment war ich beruehrt von dieser vergaenglichen Schoenheit, als ob alles nicht mehr wichtig waere, weil alles vergaenglich ist. Auch wenn diese Schoenheit vergaenglich ist, wuerde es mich nicht mehr bewegen. Denn ich war einheitlich mit ihr. Nur in jenem Hier und Jetzt war ewig, alles anderen waren nicht mehr bedeutend. Alles ist nur relativ, nicht wahr? Hana (Blume) blueht in jedem Jahr nach ihrem Rythmus. Ich bin unbedeutend. Alles ist nur relativ.

Ich wusste nicht, wie lang ich dort sass. Ich hoerte immer mehr Schritte, die von den Kirschblueten angezogen waren. Weiter fuhr ich mit dem Bus in mein Lielingsviertel neben dem Ksierpalast. Dort entdeckte ich einsame Handwerker, die allein Bambus schnitten, allein Papier klebten oder Holz verarbeitetn. Sie tun so, als ob sie schon immer dasselben tun wuerde, seit der Ewigkeit. Ich stand vor einem Fenster schaute einen einsamen Mann, de gerade Bambus verarbeitete. Ich tat so, als ob ich etwas gesucht haette. Er tat so, als ob ich nicht fremd gewesen waere. Warum zog mich die einfache Bewegung eines Menschen an, der sich nur auf sein Tun konzentriert ist? Was beruehrte mich denn so? Damit die schoene Dinge selbst zu Sprache kommen – sind schoene Dinge immer von einem bescheidenen Herzen gemacht, nicht wahr?

Zu Entdeckung einer Stadt gehoeren paar Stunden, die sinnlos rumlaufen. So entdeckt man interessante Menschen, die aehnliche Dinge suchen und zufaellig auf den Weg laufen. Ich stand in einem alten chaotischen dunklen Haus. Zufaellig schauten mich zwei fremden Augen, ein Auslaender aus  einem fernen Land. Er suchte etwas, wo ich auch suchen wollte. Alte Teller, alte Eisenkanne, alte Tabletten. Ich war frech und schnell und bereits etwas gefunden. Ich wollte noch etwas fuer Shuitang kaufen, ein Tabak-Se aus Lack. Waehrend ich den Preis verhandelte, fiel eine Porzellan Tasse aus der Hand dieses jungen Mannes auf dem Boden. Zu teuer war der Preis und ich ging weiter. Unbewusst ging ich wieder in einen gleich dunkelen chaotischen Laden. Zufeallig fand ich wieder diese fremden Augen. Wir lachten uns in die Augen. Scheinbar suchten wir gleichen Dinge. Was suchst Du hier?

Am Ende landete ich zwischen Sakes. Der Sommerlier war begeistert von meiner Interesse. Zehn verschiedenen Sake schenkte er mir ein. Eins war besser als das andere! Ich entschuldige mich steandig fuer die Degustation, er sagte stete „Ie, ie.“ Obwohl wir nicht viel miteinander austauschen konnten. Aber Sake spricht fuer sich. Worte sind nur missverstaendlich. Er hat verstanden, ich hatte Freude. Ich dachte an das lachende Gesicht von Roger. Ich lachte in die Sake. Leicht betrunken lief ich in Isetan. 4 Falschen Sake! Gott sollte sie hueten bis in die Schweiz!

Natuerlich habe ich viele Fotos bzw. meine Schwester hat viele Fotos geschossen. Aber das Bild, was ich im Flughafen fand, war genau das, was ich in diesem Tempel erlebte. Ich wuensche, das Bild spricht fuer sich!

Foto von Unsodo.

Tee and the everydaylife

Onkel Jack ist erfolgreich, traumhaft vermoegend und fit. Er wurde steinreich durch Heu. So ein erfolgreicher Mann wie er ist nicht zufireden, denn Erfolge und Geld machen einen nicht gluecklich. Er sucht etwas, was seinen Geist klaert und seinen Blick schaerft. Er ist erfolgreich, denn er ist fleissig. Er wendet sein Fleiss in seiner geistigen spirituellen Entwicklung an. Er prakatiziert Zazen, verschiedene Meditationstechnik. Er war in Himalaya, in Indien, in Thailand, in Nordtaiwan, in Suetaiwan und ueberall, wenn er hoert, wo ein guter Lehrer lehrt. Er will einen klaren Blick haben ueber ihn, sein Leben und sein Bussiness. Er sagte zu mir, dass wir einen klaren Geist verfuegen muessen um ein guter Geschaftsmann werden zu koennen. Aber er ist bereits ein erfolgreicher.

Er wollte mit mir sprechen, weil er glaubt, ich wuerde seine Nervoesitaet und seine Ambivalenz verstehen. Ambivalenz in einer Welt der Vergaenglichkeit – nach links oder nach links? Ist es wirklich so, wie ich es sehe? Wie wirklich ist es? Da sein Koerper vergaenglich ist, moechte er unbedingt noch klar werden bevor das Gesetz ihn wiederholt. Was ist das „es ist so wie es ist?“ fragte er emotionvoll. „Warum ist es so dringend es zu wissen?“ fragte ich ihn zurueck. “ Weil ich in meinem Alltag nicht findet, dass es so ist wie es ist. Ich sehe Dinge nicht so, wie sie sind. Ich lasse meine Wahrnehmung von meiner Memories beeinflussen.“ er ergaengzte gerne mit dem Beispiel mit dem Koelner Dom. Er flog gerne nach Kloen sagte er. Er liebt diese Kirche und sitzt gerne dort fuer Stunde. Aber er kann seine Gefuehle und Empfindung einfach nicht widergeben. Weil er keinen Zugang hat, zu seiner Intuition. Er besitzt einen guten Weinkeller, aber hat keinen Zugang zum Geschmack. Geschmack und Intuition, zwei Zwinglingsbruder. Ich fragte ihn, ob er kurz vor seinem Abflug eine Stunde inverstieren moechte in das, dass es so ist, wie es ist. Tee ist so wie er ist. Moechte er vielleicht Tee zuhoeren?

Onkel Jack kam, sher puenktlich. Ich trank gerade meinen Fruehstueckskaffee.

Zuerst tranken wir Bi Luochun, Jadeoolong und Lishan. Ich fragte ihn, ob er das Suesse schmeckte? Er sagte ehrlich, nein. Ich fragte ihn in eine Minuten noch einmal. Noch einmal sagte er Nein. Dann sagte ich ihm, es ist so wie er ist. Diese drei Tees schmecken suesslich. Er muss nun einfach innert fuenf bis zehn Minuten schaffen, es zu schmecken! Er war ein gehormsamer Schueler. Und fleissig dazu. Dann feangt er an selbst zu fragen, was bedeutet suess. Irgednwann sagte er, dass er das Suesse ploetzlich mit seinem Koerper verstanden hat! Das Suesse ist nicht das, was seine Erinnerung und Vergangheit als suess speichert. Das Suesse ist nicht das zuckerliche! Das Suesse ist das, was der Koerper automatisch verlangt, das liebliche, angenehme und geschmeidige! Der Koerper erkennt das, was es ist. Er war sehr gluecklich, denn er verstand, der Tee ist so wie er ist. Das kann er nicht mit seiner gewohnten Kategorie verstehen. Es ist etwas, was sein Denken hinterfragt. Es ist so, wie es ist.

Egal was in unserer Vergangenheit passiert, egal, was wir in unserer Vergangenheit koennen, man „muss“ alles vergessen koennen, um weiter zu kommen.

Onkel Jack lernt sehr schnell. Er merkte sofort den Unterschied zwischen einem Oolong zwischen 400 M. Ue. M. und einem Lishan (2600 M) Er kann den Geschmack nicht sehr gut wiedergeben, aber die Eigenschaften des Tees, leicht, schwer, grob oder elegant. Diese Qualitaet nimmt er sehr gut wahr – Dank seiner langjaehrigen Praxis in der Meditation.

Nach einer privaten Stunde war er sehr gluecklich. Er seufzte, von Tee kann man fuer das everydaylife so viel lernen. Eigentlich lernt man nicht die Qualifikation des Tees, sondern die Intuition und Wahrnehmung. Weil Tee so ist, wie er ist, lernt man die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Man laesst die Sprache des Verakeufers sein lassen und den Ruhm des Tees aussser dem Spiel. Man nimmt den Tee einfach so wahr wie er ist.

Er sagte, er kommt mich im Europa belaestigen. Ich will unbedingt zum Schobel und Dolder eingeladen werden. Er will wieder das Koelner Dom besuchen und wird versuchen, dass es so ist wie es ist, zu sehen.   

Zufall

Zufall

Ich wollte ihn unbedingt noch sehen bevor er nach Yiwu fliegt. Ich hoffe, es ist nicht zu spaet. „Matsu Sannn…“ „Menglin!“ ich hoerte im Telefon ein Aufrufzeichen, das war auch das erste Mal, das er meinen Name ruft. Ansonsten bin ich immer die Miss Chou (Zhou Xiaojie). Ein Eisberg, als ich den You zum ersten Mal sah, spuerte ich sofort das Eis. Ein Eisberg, man weiss nicht, was hinter diesem Berg noch Pinguin oder Eisbaer versteckt ist.

Andere Teefreunde behaupten, er sei ein guter Businessmann. Ich bin eine ganz andere Meinung.

Ich bin ein neugieries Wesen und vor allem habe Freude, Menschen zu schuetteln. Ein Eiseberg ist immer distanziert, ruhig und kuehl. Ich dachte immer, was versteckt denn hinter diesem Eisbrocken? Ich nenne ihn einfach immer Matsusan (Kiefermann, viele Nadel…), egal was er denkt. Ich dachte einfach, wenn es ihm nicht gefaellt, wird er schon protestieren. Er protestiert nie. Ich bin einfach so wie ich bin, auch wenn er ein Eisberg ist.

Als ich aus dem Bahnhof ausstieg, suchte ich den weissen BMW. Er laechelte wie immer. „Bie Lai Wu Yang?“ (Geht es Dir gut?) „Gut, unser Lehrer sagte, ich sei diesmal dick aber huebsch geworden!“ Wir lachten. Er fragte nach dem Projekt Shuitang. Naja, ich war ehrlich zu gestehen, dass ich eigentlich einen richtigen Manager braeuchte, der fuer mich alles regelt. Ich will eigentlich nur im Laden stehen und mit den Leute Tee trinken. Ich bin fuer all die Dinge nicht gemacht, was einen Laden ausmacht. Er lachte wie immer und meinte, er haette sehr Freude an Einrichtungen etc und wuerde mich gar nicht verstehen. Naja, es gibt auch nichts zu verstehen. Ich bin halt so.

Im Laden zeigte er mir, was sein Lehrer fuer mich geschrieben hat. WOW! Ich rief! Was fuer schoene Kalligrahpie und was fuer aufwendiges Papier? Sein beruehmter Kalligrahpie-Lehrer hat fuer mich drei grossen Kalligrahpie geschrieben. Kann ich es ueberhaupt bezahlen? Ich fragte ihn vorsichtig, „Wie viel Geld soll ich denn vorbereiten?“ „Es geht Dir nichts an.“ Wie? „Warum? sie sind fuer mich.“ „Er hat fuer mich getan. Ich habe es fuer Dich getan.“ „Gut, was soll ich Dir denn bezahlen?“ „Nichts. Du verstehst Tee.“ „Was fuer einen Zufall, dass ich Tee verstehe.“

Natuerlich fragte ich ihn, ob es Neuigkeiten gibt. Neuigkeiten… eben gute neue alte Tees, meine ich. Er lachte. Aus einer kleinen Dose packte er ein bisschen Tee aus. „Pu Er San Cha, Loser Pu Er aus den 60er Jahren.“

Glaenzende klare rote Farbe in Tasse. Ich schmeckte 4 Schichte, Sandelholz, leichte Sauere, leichte erdige Note und leichte Suesse, nicht aufdringlich, nicht verschliessend wie die nachfermentierte Sorte. „Was fuer einen sanften geschmeidigen Tee! Sehr gut gelagert.“ Er nickte. Ich bin von Wesen so wie so unverschaemt, also, „Gibt es noch etwas zu haben? Gibt es noch besseres?“ Er enttaeuschte mich nicht. Sein privater Tee aus den 70er Jahren (Pingguolue) Marktwert 1500Euros pro Fladen. Dieser Tee hat eine Tiefe, zeigt uns durch seinen Aufguss seine gute Substanz, die ueber die Jahren immer noch bewundert werden kann. Leichte Sauere, Sandelholz-Note. Auf der Zunge leicht scharf. Seine Blaetter leicht abgekuehlt duftet nach Melone, die erst anfaengt zu reifen. Meine leuchtende Augen, der schoene warme rare Tee und ein zufaelliges Moment des Zusammenseins basteln zusammen einen Zufall. Er nahm eine reine weisse Tasse aus dem Schrank. „Kennst Du es?“ „Dehua Yao.“ Ein traditioneller Stil von Ming Porzellan. Elfenbeinweiss, durchscheinend… „Sie wurden von mir beauftragt. Ich habe nur noch zwei. Eine fuer Dich.“ ich nahm sofort diese Tasse und versteckt sie irgendwo, weil ich fuerchtete, dass er seine Meinung aenderte.

Azhong hat immer von ihm erwaehnt, aber You war immer in China, wenn ich in Taiwan war. Zufaellig hat es vor paar Monaten geklappt, dass wir zum Tee trafen. Meistens erzaehlte ich ihm, was mit dem Tee im Europa geschah, was fuer interessante Ansichten ich hoerte und mich beruehrte und was Zhou Zuoren oder Okakura schrieb ueber Tee. Er nickte einfach seinen Kopf, sagte nicht viel. Wenn ich keine Lust hatte zu sprechen, dann eben gar nichts sprechen. Er wollte mich besuchen in diesem Sommer. Dann sagte ich ihm, wenn Du kommst, bringst Du mir es? Er nickte. Wenn Du kommst, bringst Du mir dieses? Er nickt seinen Kopf. Irgendwann musste ich lachen ueber sein zu viel Versprechen. Er hat mir eigentlich nichts versprochen.

Sein Tee ist anders als Eisberg. Rein, warm, sonnig und in sich geruht. Man schmeckt in diesem einfachen Fladen die Sonne in Yunan, den Duft aus dem Wald in Mengla oder Yiwu. Sanft, geschmeidig und klar. Nicht so vielschichtig wie Zhou Pus Rezeptur, die ein Fabrik-Geheimnis ist und Jahrhunderten geheim gehalten wird. Yous Tee ist einfach, schlicht und rein. Sonnig wie im Sueden Formosa!

Er schenkte mir 50g von diesen Losen Pu-Er aus den 60er Jahren. Diesmal war ich peinlich und wusste nicht, ob ich es annehmen sollte. „Du verstehst mich und meinen Tee. Ich freue mich sehr ueber unseren Austausch. Das ist fuer Dich.“ Ich kenne ihn eigentlich nicht. Und nur per Zufall lernte ich seinen Tee kennen. Jemanden Kennenzulernen glaubt man im Europa Jahrzehnte zu brauchen. Ich kenn ihn nur punktuell. Wie kann man es als Verstehen nennen? Es war mir sehr unbehaglich. Ploetzlich wurde ich sehr schuechtern. Teefreundschaft ist etwas besonders, ich weiss. Aber ich bekomme zu viel von diesem Menschen, und ich habe nur eine Aftershave-Lotion fuer ihn mitgebracht… Wie koennte ich einem Teefreund so etwas mitbringen, fragte ich mich in diesem Moment selbst. Wie peinlich… Er sagte, er sei gespannt auf den Duft. Eigentlich ist es ihm egal.

Als ich zu Hause meiner Mutter meine neue Errungenschaften zeigte, war sie ueberrascht! Ihr war genau so peinlich wie ich. „Wie hast Du diesen besonderen Menschen kennen gelernt?“ „Per Zufall.“

Puzzle

Der Himmel war grau, es schneite und der Frühling lässt sich warten. Ein Freund aus der Ferne tröstete mich mit den Worten: weil der Frühling sich verspätet, erleben wir ihn umso intensiver. Wenn der Frühling ankommt, werden wir uns wieder sehen. Also, liebe Menglin, freue Dich auf den Frühling, appeliere er aus der Ferne.

Das Warten auf den Frühling ist anders als der Freude auf einen spontanen Besuch.

Martin lernte ich in einem Degustationsrunde kennen und ich spürte sofort eine Verbundenheit. Ich wusste damals nicht, dass er der Verleger ist von dem Buch des berühmten amerikanischen Teepapst James Norwood Pratt. Gerne rief ich ihn an und freute sich auf eine gemeinsame Tasse Tee. Unsere Teefreundschaft fing an und durch ihn lerne ich andere Teefreunde aus Winterthur und wir werden gemeinsam in diesem Mai etwas veranstalten.

Er fragte mich, ob ich mir nicht überlegte, ein Buch über Tee zu schreiben. Seine Idee brachte mich richtig zu staunen und lachen. Mit meinem schlechten Deutsch und meinem chaotischen Stil kann kein Buch entstehen. Ein richtiger Tee-Atlas würde unsere Teefreunde und Teewelt gut tun, aber den dazu nötigen Sachliteraturstil beherrsche ich leider nicht. Wie so nicht? Er würde mir sprachliche Hilfe anbieten und mein Verständnis, das nicht nur den Tee umfasst, sondern die Welt, die durch den Tee auslöst, zum Ausdruck zu bringen, würde Menschen gut tun.

Why not? Es ist immer meine Antwort zum Impuls von Außen. Die Dinge nehmen ihren Lauf und manifestieren im Lauf der Zeit in konkreten Tatsachen. Ich erzählte Martin, dass ich ungern Einflüsse nehmen, auf den Lauf der Dinge, ich versuche, immer nur für mich Dinge zu klären, wo ich stehe. Leben ist wie ein Puzzelspiel. Man lernt verschiedene Menschen kennen zu verschiedenen Zeitpunkt und ahnt in bestimmten Moment nicht, wozu. Irgendwann nehmen die Dinge ihren Lauf und ein Bild wird aus vielen kleinen Teilen zusammengefügt. Plötzlich wird es klar, warum. Wenn wir immer ehrlich zu uns selbst sind und Kontakt zu uns selbst pflegen, wird das Puzzelspiel immer leichter und das Bild braucht nicht mehr so viele Teilchen. Warum nicht? Vielleicht wird ein schönes Teebuch entstehen aus unserer Begegnung. Ich sagte ihm, vielleicht ist die Idee von ihm ein Teilchen eines großes Bildes, was mir im Moment noch nicht bewusst ist.

Vielleicht ist das Teehaus Shuitang selbst ein Bild von vielen kleinen Teilen. Das Bild von Shuitang fügt sich zusammen mit vielen anderen Teilen zu einem größeren schönen Bild in Zürich und in der Teewelt.  

Tee ist selbst ein großes Bild von Teilchen verschiedenen aufwendigen Prozesse, ein Bild von Teilchen verschiedener arbeitenden Menschen. Wenn jedes kleines Teilchen richtig und sorgfältig gearbeitet und gepflegt wird, wird alles automatisch zusammen zu einem schönen Puzzel-Bild finden. Ein schönes Puzzlespiel, eine duftende Blume unter der Sonne zusammenzufinden. Puzzles, die zusammen einen herrlichen Aufguss voller Facetten ausmalen!

Ich mache gerne das Puzzelspiel im Leben (für das echte Puzzlespiel bin ich zu ungeduldig). Als ein extrem neugieriger Mensch scheue ich mich nicht vor Verwirrung und Verletzung. Durch Tee lerne ich Dinge zu beobachten und den Lauf abzuwarten, bis die Tatsache sich manifestiert. Klarheit kann man nur für sich klären und glücklich werden kann man nur durch sich selbst. Diese Erkenntnis macht das wahre Puzzelspiel im Leben richtig interessant. Verwirrung im Puzzle ist oft ein Spiegel unseres wahren selbst. Ich schaue gerne diesen Spiegel an.

Als ich Martin es erzählte, lachte er und sagte, meine Aussage erinnert ihn an den Text, den er gerade von Peter Steiner bearbeitet. Keine Anstrengung zu unternehmen, denn die Dinge ihren eigenen Lauf nehmen. Dinge manifestieren sich früher oder später in konkreter Form. Es ist gut, so wie es ist.

Peter Steiner sollte ich unbedingt kennen lernen, sagte er. Wir tranken den schönen Qilan Dancong während unseres Gesprächs. Qilan, eine unglaubliche Schönheit. Klar, duftend, aber distanziert. Er fragte mich, wie ich für diesen Tee empfinde. Ich sagte, einen Tee zur Einsamkeit. Einsamkeit, ein für mich positives Gefühl, denn ohne es komme ich mit mir kein Stück weiter. Qilan tröstet Dich nicht. Er ist schön, duftend, aber zurückhaltend. Er tröstet Dich nicht, begleitet Dich einfach in der Stille.

Vielleicht ist Qilan ein Teilchen von einem Bild der Begegnungen. Ich werde bestimmt Herrn Steiner kennen lernen, da der Samen dieser Begegnung heute bereits gesät wurde. Ein Teebuch, das nur im Geist steht, wird sich irgendwann im Lauf der Dinge manifestieren. Ob Menglin es aushält, sich geduldig an ein Buch zu binden und Mühe zu geben, werden wir sehen. Abwarten. Und Tee trinken. Ein nicht sehr viel versprechendes Puzzlespiel.

Tee, ein Gedicht

Wo ich zuhause bin

Leise, aber duftend entspringt
Ein Schleier meiner Tasse Tee
Bringt langsam die Waagschale
Wieder ins Gleichgewicht

Der Herzschlag des Bodhrams
Mein Herz tanzt zu Harfenklängen
Fühlt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Erwacht im All

Sitze zu deinen Füssen
Rieche deine Rinde, fühle sie
Beobachte das Spielen deiner Blätter
Du bist ich, ich bin du

Verlasse das künstliche Licht
Tauche ein in den Schutz und
Die Geborgenheit der Nacht
Werde ruhig, bin zuhause

Ein Zwiegespräch im Dunkeln
Die Möndin mein Gegenüber
Eine tiefe Liebe und
Zugehörigkeit mich erfüllend

Wo Freunde zusammen
Ein Feuer entfachen, ein Mahl bereiten
Da lodert Vertrauen
Warm ist das Herz

Ein Siebtes kenne ich
Schriftzeichen meiner Ahnen raunen
Am Fjord unter blühenden Obstbäumen
Bin ich zuhause

Die Kunst, mit Worten zu zaubern
Wenn du siehst, hörst, riechst und fühlst
Was mit einer Dimension begann
Würze, Herausforderung, Verwöhnung

Die Zuggleise – Blutadern
durch mein Zuhause, zu meinem Zuhause
Transport und Reise,
Freiheit, Entdeckungen und ein Dank

Vanja S.

Beim gemeinsamen Pu Er trinken erzählte Vanja mir, dass dieser Tee sie zu diesem Gedicht inspirierte. Sie liebt Pu Er und versteht nicht, was andere Menschen unter diesem Tee als muffigen Speicher-Geruch bezeichnen. Ein schöner Tee aus dem Wald in tiefen China, warm, würzig und lichtvoll. Ein Gefühl von Zuhause, das jedem gut tut.

Ich danke ihrer Großzügigkeit, ihr Gedicht mit uns allen zu teilen. Ein Geschenk für einen nassen Sonntag.

Schneeflocken

Schneeflocken

Schnee hat unterschiedliche Kleider. Manchmal sieht er wie Salz aus, Körnig und grob. Manchmal reiselt er wie Feder, federleicht und verträumt. Manchmal tropft er wie Tränen. Tränen von aufgwühlten Herzen sind salzig und warm, dagegen schmeckt der Schnee langweilig und kalt. Wer würde solche Tränen denn tropfen – aus dem Himmel, eiskalt und blass.

Weihnachten bringt Stress mit sich. Abgesehen von viel viel Arbeit, der wie ein schwer abzutragender Berg aussieht. Weihnachten bringt einen mit dem gesellschaftlichen Vorbild von Familie und Geselligkeit auseinanderzusetzen. In manchen Jahren waren Weihnachten schön und gesellig, als mein Leben noch in der Gesellschaft gut intergriert war. Heute scheint Weihnachten ein Ort zu sein, ein falscher Ort.

Trotz vielen Einladungen bleibe ich immer noch unentschlossen, wo die Weihnachten sein sollte. Nach Malaga, nach USA oder an dem alten Ort. Wie ein Kuckuck-Kind fühlt man sich in einem falschen Nest. An falschem Ort.

Den kalten blassen Schnee kann man heiß schmelzen lassen. Vielleicht kann noch eine kleine Teekanne Yixing aus den 60er Jahren etwas dazu beitragen, mit einem farbhaften Schneeflocken von Mingjian 2005 den Schnee zu verfeinern. Das kalte langweilige Wasserflocken vom Norden wird verwandelt zu einer warmen süssen duftenden Insel zwischen den Orten. Eine Insel für sich.

Sein Besuch

Er wollte Menschen prortraitieren, zu den er seit mehr als zwangzig Jahren als Teemensch zwischen Orient und Okzident Beziehungen pflegt. Als eine Art von Abschluss moechte er seine Arbeit abschliessen und sich danach zurueckziehen. Er selbst, sei nicht erwaehnenswert.

Weil er selbst nicht erwaehnen wollte, schreibe ich diesen Beitrag um diesen Tagen mit ihm zu widmen. Die sieben Tage, in den wir zusamme verbingen, waren ein Punkt oder eine Koma meines Lebens.

Hanspeter Reichmuth kenne ich seit paar Jahren. Von ihm und von seinem renomierten Geschaeft horte ich zu oft. Fast alle Teeliebhaber in der Schweiz, die ein bisschen unzufrieden mit dem herkoemmlichen Sortiment sind, sind seine Kundschaft. Verehrt und geehrt ist dieser Mann in vielen Augen und Munde des gesellschaftlichen Lebens. Ich dachte, ich sollte Nervoesitaet in meinem Schweiss spueren, als ich ihm zu ersten Mal traf. Es war ein sonniger heisser Tag im Juni und ich machte ihn eine Schale Matcha – einen Tee, den er nicht mochte. Naiv insistierte ich darauf, diesen Tee zu servieren. Er liess es geschehen. Als er die Schale in der Hand hielt und einen Schluck trank, sagte er, „was fuer einen wunderbaren Tee!“ Ab diesem Moment dutzt er mich. Naiv betrachtete ich es als selbstverstaendlich. Tee sprach zu ihm und er verstand die Sprache des Tees. Auf diese Ebene war er fuer mich ein Teemensch, nicht ein besonderer Mann im oeffentlichen Leben. Er war ein grosser Mann fuer mich, weil er sich traute, nur durch eine Schale Tee seine Meinung zu veraendern und vor einer scheinbar Unbekannte die gesellschaftliche Grenze zu ueberstreiten.

Fuer ihn gibt es keine gesellschaftliche Grenze, die Menschen behindern, selbst zu sein. Zehn Jahren Afrika veraendern einen gut buergerlichen Schweizer zu einem Menschen, der wahrhaftig zu seinem Leben steht. In Wystaria Haus, in Musik von Bach vor einer Schale Liu An erzaehlte er mir ein wenig von seinem Leben. Mitte Dreissig hatte er satt mit dem Leben eines gut gebildeten, gut situierten Schweizer. Er entschied sich in die Luft zu springen und merkte, dass die Luft ihn trug. Ohne die Jahren in Afrika waere er ein gewoehnlicher langweiliger Schweizer, der in 80er Jahren ein Vermoegen erreichte, geblieben. Afrika mit seiner Unberechenbarkeit und Schwierigkeiten des alltaeglichen Lebens schenkte ihn die Freiheit eines gewoehnlichen Menschen, anders zu sehen und zu handeln. Er war niemand mit vielen Moeglichkeiten, anders zu werden und an selbst zu erfahren. Er fragte mich, wie waere unser Leben ohne Spiegel? Als ich ihm von meiner Kindheit erzaehlte, wie ein Maedchen mit Junge-Uniform in die Schule gehen musste und ausgelacht wurde, nur weil die Mutter es verwechselte, falsche Uniform kaufte. Das Maedchen fuehlte sich seitdem nicht schoen und nicht akzeptiert. Er sagte, dass die schoensten Frauen, die er jemals erlebte, war in Afrika. Dort fehlte Spiegel, weil das Mittel fuer eine Spiegelung von gueltier Schoenheit fehlte. Die Frauen waren dadruch natuerlich und sie sind sich selbst ohne Korrektur und Kuenstlichkeit. Ihnen fehlt ein Schoenheitsspiegel, der Groesse und Fehler spiegeln sollte.

„Denn der wahre Spiegel liegt an die Reaktionen der Menschen, wie sie mit uns umgehen.“ Natuerlich und sich selbst sein machte eine Frau zu einer Schoenheit, sagte er und ploetzlich war er leicht verlegen, als ob wir nun ein Geheimnis miteinadner geteilt haetten. Er bewunderte die Xingzhong, die uns im Wistaria Haus bediente. Ihr sauberes ernstes Gesicht, ungeschminkt und unkompliziert strahlten ihre dunklen Augen – ehrlich und liebvoll wie ein Licht in diesem alten Haus. „Wie schoen!“ Ich schaute ihn an und hatte fast zu weinen – ein Gefuehl sehr nahe der Schoenheit des Lebens zu sein…

Obwohl er kein Chinesisch spricht, versteht er meinen Lehrer. Er ist ein scharfer Beobachter. Er wusste von der Reaktion des anderen zu lesen, was jeder Mensch um ihn in seinem Leben zu beschaeftigen hat. Er wusste von der Aussage des anderen zu verstehen, ob er selbst verstanden wurde. Als er meinen Lehrer begegnete, sagte er, es sei ein De Ja vu. De Ja Vu? Nein, ich schuettelte meinen Kopf. Sie haben sich bereits mehrmals begegnet und sich vertraut gemacht – im Tee und durch Tee.

Obwohl ich kein Kavalier kenne, koennte ich mir ungefaehr so vorstellen, was ein Kavalier bei einem auswirken koennte. Er trug die Tasche fuer mich, hielt mir die Tuer und er gab mir ein Gefuehl, geschuetzt und gehuetet zu sein. Als er mir half, die Jacke anzuziehen, spuerte ich die Blicke des Neid im Haus Wistaria. Beneidet war nicht die gehuetete Person, sondern die Moeglichkeit, die eigentlich niemals wahr ist, gehuetet und geborgen zu sein.

Kurz vor seiner Abreise erzaehlte er mir von seinem Gedanke ueber mein Leben – ein Versuch zwischen zwei Welten zu leben. Bist Du wirklich geluecklich? Deine Stimme ist doch ganz anders, wenn Du Chinesisch sprichst – tief und weich. Dein Wuensch ein Zuhause zu haben koennte es im Europa niemals erfuellt werden – denn die Menschen dort kennen diese vertrauensvolle Emotionalitaet nicht. Ich bin gluecklich ueber das, was ich mich entschieden habe. Ich bin nicht mehr das Maedchen aus Taiwan, und werde niemals deutsch. ich bin das, was ich bin.

Er seufzte und erzaehlte mir von seinem Vorhaben in nahen Zukunft des Alters. Ein Projekt aus einer emotionalen Begegnung mit einer entzueckenden Person, die einfach das Goettliche im irdischen Leben lebt und das Irdische zum Paradies verwandelt. Vertrauensvoll sagte das junge Maedchen zu einem alten Mann, „If you take care with me, I will go with you.“ Sie koennte niemals mitkommen. Sie sei ein Blume in ihrer sonnigen Welt. In dem kalten Land der Bergen wird dieser Blume verwelken. Das Goettliche ist niemals durch die Grenze des Raums vergesslich. Das Goettliche ueberschreitet den Schranken der Zeit. Menschliche Begegnung bringen das Goettliche zum Vorschein und zu erleben, wenn wir es wollen…

„If you take care with me, I will go with you.“ Du bist ein Zugvoegel, nicht wahr? Wie es weiter geht, weiss ich auch nicht. Eins weiss ich – I will take care with myself.

Mein Grammatik-Fehler

Hallo liebste Meng-Lin Chou,

ich grüße Dich herzlich.

Ich bin beim Googeln auf Deine Web-Seite gestossen.
Sie ist sehr sympatisch gestaltet und da ich mich auch ein bisschen für
die fernöstliche Kultur interessiere, habe ich ein paar Zeilen von Dir
gelesen.

Ich möchte Dich darauf aufmerksam machen, dass es einen Fehler auf Deiner
Seite gibt. Ich hoffe, du nimmst es nicht persönlich von mir, weil ich Dir
deswegen schreibe. Ich möchte Dir nur weiter helfen, wenn Du die andern
dazu schon sowieso herausforderst.

Deutsch ist auch nicht meine Muttersprache, deswegen verstehe ich Dich.
Und ich lebe, gleich wie Du, in einem deutschsprachigen Raum bzw. Land.
Nämlich in Österreich. Ich mache in Wien an der Hauptuniversität das
Dolmetschstudium. Das heißt, dass ich künftig Dolmetscherin oder
Übersetzerin werden möchte.

Ich schreibe Dir, weil mir die asiatische Kultur sympatisch ist, (auch die
Glaube und total die Musik)und dass ich an Dinge wie z.B. Reinkarnation
glaube. Außerdem mein Bruder lebt seit einem Jahr in China, eigentlich ist
er dort bloß beruflichen angekommen, und dank dem ist mir die ferne Kultur
näher.

Und nun der Satz in dem es einen grammatikalischen Fehler gibt:
Alle Beiträge wird von mir persönlich verfasst..
richtig :
Alle Beiträge werden..

Weil Alle Beiträge ist ein Plural-Wort, also Mehrzahl.
Deswegen muss hier Werden stehen.

Ok, ich möchte Dich nicht quälen oder so was.

Also ganz ganz liebe Grüße aus Wien nach Deutschland. Und natürlich werde
ich mich schon freuen, wenn Du mal zurück schreibst. Entsteht aber kein
Pflicht 😉

D.

Vielen Dank fuer die Hinweise, liebe D. aus Wien.

Das stimmt, dass ich viele sprachliche Fehler schreibe und noch mehr Fehler habe beim Tippen. Es ist einfach so, dass Deutsch eine Fremdsprache fuer mich ist und ich recht faul bin. Meine Beitraege gebe ich nicht zur Korrektur lesen und werden einfach veroeffentlicht.

Wer sich gestoert fuehlt – es tut mir leid, es gibt leider keine Alternative als sich weiter gestoert zu fuehlen oder… einfach weg klicken… 

Wer meine Art aushaelt, bedanke ich mich herzlich fuer Eure Toleranz.

Liebe Gruesse aus Taipei,

Menglin

ps. diesen ausgewiesenen Fehler habe ich gleich korrigiert.

Rarer Tee

Die Regenzeit. Wie geht es wohl dem Teepflanzen? Mir geht es gut unter dem Regen auf einer subtropischen Insel.

Kaum oeffnete ich die Tuer, alle lachten. Xiaoei machte gerade den Tee und sie meinten, dass sie seit heute morgen auf mich warteten. Ich weiss, sie warteten auf die Schokolade. Die Gesichter haben sich nicht viel veraendert. Sie meinten, aber ich sei duenner. Das Haus meines Lehrers Chen war voll. Voller Menschen, voller Teeduft und voller Lachen.

Mein Lehrer stand auf und ging ins Hinterzimmer. Xiaoei machte den neuen Tee. Steigender vielschichtiger Duft, suess und blumig. Ein Hochlandsoolong, meinte ich. Aber was fuer einen? „Der Lishan fuer den Holzkohle. Extra fuer Dich aufgehoben.“ Nein, nicht fuer mich, fuer Jiri, der mich immer wieder erinnert, unbedingt in diesem Winter diesen Tee zu besorgen! Also er wird sich bestimmt freuen. Nicht jeder Tee, nicht jeder Lishan kann man mit der hitze von Holzkohle „quaelen“. Nur einen guten Tee mit Substanz koennte man zu einem interessanten Tee befluegelt mit dem Duft des Holzkohle verwandeln.

Wir quatschten und klatschten. Die super Schoki von Reinhard (RVR) bezauberte die Atmosphaere mit Tee. Auf dem Tisch stand Prospekte von Toyota. „Hast Du ein neues Auto?“ Mein Lehrer war leicht verlegen, stand wieder auf und holte wieder einen Tee. Ein Tee, der unsere Augen gross und starr macht, meinte er.  Ein Tee, duftend nach Osmanthus und Jasmin, Aroma wie Tropfen von Krischliqor. Unsere Augen wurden gross und starr. Nach Minuten koennte man an dem Becher immer noch die Dufte Schicht fuer Schicht, Reihen an Reihen, klar und langhaltig schmecken. „Was ist das!“ “ Das ist mein Tee.“ Mein Lehrer laechelte voller Stolz. Er habe den Tee selbst gemacht. 1988 kuendigte er seine Stelle bei einem etabilierten Teefirma und machte sich selbststaendig. Dieser Tee stammte aus Yushan und wurde einer seinen ersten Tee. Ein Augenzeuger einer Zeit, in der er auf einen eigenen Weg wagte. In dieser Zeit, war der Teegaten noch anders verwaltet, die Einstellung zum Tee noch anders gepraegt war. Es war ein seltsames glueckliches Moment. wie kann ein gelageter Tee noch nach Blume dufen? Und so klar und nachhaltig? „Diesen Tee muss man vor Cheng verstecken.“ sagte unser Lehrer. Ausgerechnet erschien Cheng, sein Fondmanagerschueler vor der Tuer.

„Was fuer ein seltenes Gast!“ rief unser Fondmanager in seinem Armanianzug. Ich zeigte ein hoefliches Gesicht. Karma? Warum treffe ich ihn immer beim ersten Besuch? Er kam diesmal anstatt mit Maedchen, sondern mit einem Notizbuch voller Fragen. Wir wechselten sofort den Tee, einen nicht gewoehntlichen Tie Guanyin 1985. Onkel Chong machte Bemerkungen ueber ihn, weshalb er immer wechselnde Frauen um sich scharrt. Er sagte, dass es einfach viele schoene Frauen in diesem Beruf gibt. Aber er hat keine Zeit, meinte er. Er erzaehlte mir, dass er wieder viele gute Tees ergatterte und sie warten auf verkostet werden. Sie sind eben seine Nebenfrauen, die ihn gluecklich macht. Ein bisschen Neid spuerte ich und schwieg.

Ich stand auf und wollte gehen, meine Eltern warteten auf mich zum Abendessen. Xiaoei kam sofort mit aus der Tuer und habe etwas mit mir zu besprechen. Ich dachte, es ging um Streitigkeit. Nein, es ging um einen Tee.

Ein Tee, der aus Lishan in 80er Jahren stammte und von unserem Lehrer gemacht wurde. Ein Tee, den er fuer selbst aufhebt, nicht verkauft, weil er Stationen seines Lebens und der Veraenderung des Formosa Tees dokumentiert. Cheng hat geschafft, ihn zu ueberzeugen, an ihm zu verkaufen. Cheng brachte ihn das Geld fuer ein kleines Toyota und bearbeitete ihn fuer Monaten. Mit diesem Geld wechselte mein Lehrer endlich sein Auto, was seit langen Zeit noetig ist. Xiaoei haette auch gerne diesen Tee. Sie koennte sich aber nicht leiten, eine Kaufeinheit von 600g zu kaufen. Sie fragte bereits allen Schuelern und Freunde, die sie fuer verrueckt halten. „Wer kauft denn so einen teueren Tee?“ sie erklaerte mir, „Menglin, Du bist meine letzte Hoffnung. Weiss Du, es handelt sich nicht um Tee, sondern um die Geschichte des Tees!“ Sie moechte gerne das Dokument haben, bei sich aufbewahren und sich erinnern koennen, wie Formosa Oolong einmal war! Cheng bekam fuer das Geld, 3 Kgs. Er haette gerne noch mehr. Unser Lehrer verweigerte ihn. Der Tee sei ein Stueck Leib von ihm und Cheng besitzt nun einen Teil seiner Geschichte. Cheng hat es verstanden, aber die meisten Leute nicht. Der Tee sei nicht das Geld wert. Obwohl viele von ihnen LV- oder Gucci-Taschen tragen und selbst Benz fahren, wuerden sie nicht fuer das Geld gegen einen alten Tee tauschen. LV-Taschen und Benz bringen wohl viele glueckliche Momente im Leben, was die Leistung einer Person oeffentlich unterstreicht. Aber einen alten Tee zu Hause zu trinken, meistens mit Menschen, die den Wert nicht erkennen… Nicht ernennenswert!

Die paar Minuten veraenderten mein Bild von Cheng, dem Fondmanager. Als ein guter Spieler des Geldes hat er die Macht in Augen vieler Menschen: Erfolg, Sex und Prestige. Aber hinter diesem glaenzenden Armanianzug verbirgt eine feine einsame Seele. Er hat nie eine richtige Freundin und ist stets auf dem Wechsel – „Flucht“. Sein Zugang zum Tee ist durch Ansammlung von Wissen und Besitz des Tees. Er hat Geld. Er versteht, dass man mit Geld, das Leben paar glueckliche Momente verschaffen kann, wenn man sich nicht von Geld versklavt wird. In seinem inneren geheimen Garten ist es wohl von Teeduft und Teearomen bereichert. Trotzdem bleibt das Tor des Gartens verschlossen, keine Zeit bez. keine zugelassene Hoffnung. Mit wem will er denn den bezaubernden Tee teilen, mit jemandem, der Tee-Zauber versteht und darin als wenige glueckliche Momente des Lebens auch anerkennt?

Mit Mond, mit Wein und mit seinem Schatten trank der Dichter Li Bo (Tang Dynastie) in einer Vollmondsnacht. Er dachte, er sei gluecklich. Spaeter fiel er ins Wasser und wollte im Wasser den klaren Mond holen. Dann wurde er ertrunken gefunden.

Ich versicherte Xiaoei, dass wir zusammen die 600g kaufen. Das Geld kann man ja verdienen. Es kommt von ueberall her und fliesst auch ueberall hin. Der Tee wird mich viele schoene und unschoene Momente begleiten. Vielleicht bin ich auch gluecklich in einer Vollmondnacht am Zuerichsee mit meinem Schatten gemeinsam, den Tee zu trinken. Noch wahrscheinlicher werde ich ihn an der Spiegelgasse mit vielen vielen Teeliebhaber teilen und das Glueck verlaengern!

Hua Hin, Evason

Hua Hin, Evason

Vielen Dank fuer viele liebe Nachfragen und Mails.

Mir musste eigentlich super gehen in den Tagen als Erbsenprinzessin, waehrend mein Vater sich als Ochsen des Formosa bezeichnete.

Huan Hin ist spannend. Lieber Joseph, wir waren leider nicht wirklich in Hua Hin. Das Hotel macht nur Werbung mit dem Ort, um uns zu locken. Eine wunderschoene teuere Anlage. Das Meer war einsam, kaum Welle. Kein Voegel. Nur paar Fischerboten, paar Europaeer am haesslichen Strand aus grauen Steinen (nicht Mal Felsen).

Das Meer, das ich kenne, mit Welle, Sonne und Reibungen zwischen Wasser, Fuesse und Sand war hier nur eine Illusion. Ich war todmuede und fuehlte mich richtig wie ein Hund.