Archiv der Kategorie: Chinesischer Oolong Tee

Regenbogen in Shuixian Dancong

Im Sommer, wenn es regnete. Wenn es in mir anfing zu schimmeln, sagte er „Es regnet, freue Dich nicht auf den Regenbogen?“

 

Gestern in diesem Schneeregen, wenn es in mir anfing zu zittern, sagte er „Es schneit, freue Dich nicht um so mehr auf den Frühling?“

 

Manchmal, wenn es mich einengt, in dieser Berglandschaft, wenn ich anfange zu fluchen, sagt er „Freue Dich nicht auf das Meer? Das Meer, das Extreme umfasst – Sehnsüchte und Freiheit, Weite und Grenze, Hier und Dort.“

 

In Dancong Shuixian finde ich diese Stimmte, die in jenen Moment auftaucht, wenn die Angst wieder Überhand übernimmt. Ein Tee wie der Regenboden, der nur nach dem Regen kommt, wenn die Sonne wieder bereit ist aufzugehen. Die Sonne in jedem Herzen.

 

So einen Tee zu finden war fast unmöglich. Dancong gibt es tatsächlich überall, aber ein Regenbogen in jedem Dancong zu finden nicht. Catherine fragte mich jedes Mal im Telefon, „Hast Du wieder den Dancong?“ Enttäuschende Antwort musste ich geben. Ein Dancong, der nicht nur so heißt und nicht nur teuer ist, der blumig, fruchtig und intensiv schmeckt, der im Aufguss nicht bitter wird! Eine Mission impossible! Die Teebauer in Guangdong sagten immer, Dancong muss bitter sein! Ich sah diese Antwort nur traurig an. Ich sah Regen, Schneefälle und steilen Berghänge…

 

Manchmal bekam ich Muster und schickte nach Taiwan. Mein Lehrer gab mir immer nur enttäuschende Antworte. Ich insistierte in diesem Sommer, ich will einen Dancong Shuixian, auch wenn er nicht Deinen Kriterien nicht 100% entspricht! Er sagte mir mit ruhigen Stimme, „Menglin, Du kannst nicht mehr zurückgehen, wenn Du bereits auf einen Weg gehst. Wir können nicht mehr zurück auf das andere Niveau.“ Im Herbst bekam ich wieder paar Dancongs. Ich glaubte einen Regenbogen gesehen zu haben. In meiner Chinareise nahm ich diesen Tee nach Taiwan und bat meinen Lehrer ihn zu rösten. Anfangs war er sehr kritisch und meinte, ich würde Geld verschwenden. Ich kaufte 5 Kgs. Nach der Röstung war nur noch 4,2 Kgs. Das Ergebnis war eine Überraschung. Er war entzückt von seinem eigenen Werk! Dieser Shuixian dunkel in Farbe, leicht im Gaumen; Süß im Duft, lieblich zwischen der Zunge, fruchtig wie ein Longgan oder Lychee, spritzig herb und zugleich gehüllt von Geschmeidigkeit und Vielschichtigkeit. Wie ein Regenboden schließt er das Herbe und das Liebliche, das Leichte und das Schwere in einem, das Nähe und die Ferne zusammen. Der Vergleich vor und nach der Röstung macht einen klar, dass die Röstung eine Kunst sein muss, aus einer Raupe zu einem Schmetterling zu verwandeln, aus dem Regen zu einem Regenbogen zu verzaubern!

Ich wollte diesen Tee nicht verkaufen, vor allem nicht einfach so, dachte ich. Oder ich muss noch mehr haben. Dann rief ich meinen lieben Bruder an und er sollte mir welchen aus Shanghai nach Taipei transportieren, damit er von Meisterhand geröstet ist. Mein Bruder tat es tatsächlich, er kaufte einen neuen Koffer vor seinem Abflug, um diesen 5 Kilos zu transportieren. Was ein Bruder einfach für seine Schwester tut! Nur 5 Kilos, mehr gab der Teebauer einfach nicht mehr her.

Nun warte ich jeden Tag auf die Post, die mir den Regenbogen bringt. Wenn die schweizer Post es wüsste, würden sie vielleicht noch mehr Zoll auf dem Regenbogen schlagen?

Wenn es regnet, freue Dich auf den kommenden Regenbogen!

                                                                                    

Da Hongpao 2008

Der Herzen weich klopfende Da Hongpao 2007 ist komplett ausverkauft – seit einem Monat. Einen Jahrgangsdahongpao zu suchen war mir lästig. Lästig, weil eine Erwartung zu erfüllen im Wege steht.

Meine Ungeduld war von Geburt an nicht zu übersehen. Einmal provozierte ich meinen Vater so sehr, dass er mich als Säugling auf den Boden warf. Denn meine Mutter war zu langsam mich zu stilen. Wünsche nicht ins Leben umzusetzen könnte ich nie lassen. Dinge, die stockend kreisen, machen mich oft fertig. Diese Art des Umgangs stößt oft beim Tee an der Grenze. Weil Tee unberechenbar ist. Die Suche nach einen einfachen und guten originalen Da Hongpao 2007 war schwer genug, und nun einen, der mindest so gut ist wie der letzte…

Das Business mit dem Tee ist eigentlich eine Männerwelt. Es hat nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern mit der vorhandenen Arbeitsstruktur. Die Event Olympia hat alle Transport aus China durcheinander gebracht. Die Verspätung bringt das Lieferplan durcheinander. Das mangelnde Bewusstsein von sorgfältiger Verpackung in China sorgt mir oft Wutanfall. Ich kann es nie ertragen, wenn eine Lieferung von mit Mühe und Anstrengung hergestellten Top-Teesorten halb kaputt nach Europa ankommt. Alle Mühe und Sorgfalt des Teebauers und Teemakers, meine Hoffnung, meine Mühe und meine Kraft, um einen guten Tee zu finden werden in diesem Moment für nichtig geklärt. Weinen kann ich in diesem Moment nicht, aber Wut sprudelt. Aus Wut und Emotion mache ich meistens nichts. Wenn die Welle vorbei ist, schreibe ich ein sachliches Email, um dem Lieferant klar zu machen, dass das Geld nicht ankommt. Hoffentlich sind sie scharf auf das Geld, dann wäre diese Methode gut, um guten Tee vor Grobheit des Arbeiters zu retten. Chinesen sprechen gerne in Taiji-Stil – einen Kreis in der Luft um die Sache malen und hoffen, dass der Geschäftspartner nachgibt und sich outet. Von einer Frau erwaten sie eine „anmutige, anschmiegsame“ Art. Leider kommen sie mit ihrer Art bei mir nicht weiter. Es fällt einem in dem Moment schwer sich klar zu positionieren – denn man muss wissen, was man will und ehrlich zu dem, was man für richtig hält, aber auf Dauer vereinfacht dieser klare Umgang die Zusammenarbeit. Gute Arbeit wird belohnt, schlechte Arbeit gibt es kein Geld. Diskussion und Missverständnisse werden gespart, während Respekt wächst.

 

Die Jagd nach einem guten Tee kann nur gut laufen, wenn der Lieferant in China Respekt vor dem Publikum im Westen hat. Wenn das Respekt mangelt, könnte irgendein Longjing als Original Longjing angeboten werden. Ein Konsument hier könnte es nicht wirklich überprüfen, dass die Angabe der Originalität stimmt. Wenn meine Arbeitsweise nicht klar wäre, wäre dieser Brücke nicht möglich. Man weiß, was man von einander zu erwarten hat. Auf dieser Basis entsteht Vertrauen und Respekt, was beide Seiten wohl tut. Das ist eigentlich das, was wir beim Menschen und im Leben suchen.

Da Hongpao, der bekannteste Felsentee in Wuyishan. Bekannt für seine Heilwirkung – Stoffwechsel anregend und entschlackend. Menschen, die Energie bräuchte für Kopf und Kraft, könnte von diesem Tee unterstützt werden. Die beste Zeit, Da Hongpao zu trinken, ist nach einer Mahlzeit oder morgens – nur nicht im leeren Magen.

Drei Da Hongpao wurden degustiert. Da Hongpao 2007, Da Hongpao 2008, Da Hongpao 2006 von Mingcha. Der Felsengeschmack kam von Mingcha am undeutlichsten zum Ausdruck, während die anderen beiden Da Hongpao ihn eindeutig zeigten. Fruchtig in der Zunge, leichtblumig und süss in der Nase, starke Röstung manifestiert der 2008er in der kräftige Farbe. Der langhaltige Abgang voller Felsennote und klärender Herbe. Ich spürte, wie die Augen klarer werden und Wirbelsäule sich richtet. Das schönste und faszinierendste Moment! „Das ist es!“ Der 2007er ist lieblicher, weicher und anmutiger – durch die Lagerung. Der 2008er ist im Vergleich wilder, gerade und kompromisslos. Seine klare Position macht ihn wirklich zu einem Felsentee!

Der Herzen weich klopfende Tee

Ich liebe Duftrosen und Päonie. Es sind fast die einzigen Blumen, die ich mir selbst kaufe und vor meinem Computer hinstelle. Ansonsten überleben nur grüne Pflanzen bei mir. Als die Orchidee am Fenster wunderschön blühte, nachdem ich aus meiner letzten Reise zurückkam, war ich sprachlos. Es ging ihr wohl besser ohne mich. Eigentlich war Orchideen mein Spiegelbild, er will keine besondere Pflege und will nur „richtig“ behandelt werden: keine direkte Sonne, ab und zu Wasser und einen ruhigen Ort. Sie blühte und blüht. Ich bewundere diese Pflanzen und verstehe, warum Chinesen ihn verehren. Unabhängig, aufrichtig und zufrieden in seiner Einsamkeit, allein am Fenster.

Viele Beschreibungen von Tee werden mit Orchideen assoziiert. Orchideen strahlen ebenfalls einen besonderen Impuls aus, ich will ihn nicht als Geheimnis bezeichnen – denn es ist nicht esotherisch, aber exotisch. Es ist etwas, dass man sich angezogen fühlt und hinter dieser Erscheinung nachforschen möchte. Dieser Charakter entspricht dem Wesen des Tees.

Anfangs Juni fallen Blüte von meinem prächtigen Orchideen. Aus irgendeinem Grund, wegen der Hitze, wegen mir(?) fallen alle Blüten alles auf einmal. Sie lagen traurig auf dem Schreibtisch, verwelkt, vereinzelt und tot. Ich roch diese Blüten, ihr Duft war noch präsent, süß, marzipanartig und konzentriert. Schlagartig erinnerte dieses Moment mich an Da Hongpao – Felsenknochen und Orchideenduft. Knochen ist das, was wohl zum Schluss in unserem Asche noch übrig bleibt. Was hinterlässt denn ein verwelkter Blume in dieser Welt, wenn nicht sein letzter leiser Seufzer des Duftes? Konzentriert und süß.

Romeo erzählte mir in Berlin, wie sehr er den Da Hongpao schätzte. Ein Tee, um Herzen weich zu klopfen, meinte er. In vielen schönen Begegnung teilte er diesen Tee mit interessanten Menschen und er merkte, wie sie offener und herzlicher werden. Gäbe es tatsächlich so einen Tee, der Herzen weich klopfte? Es ist wohl der Duft der Orchidee und die Aufrichtigkeit der Felsenknochen. Oder, man realisiert plötzlich im Hier und Jetzt, jede Begegnung ist an sich einmalig. Diese Einmaligkeit ist nicht zeitlich oder räumlich zu verstehen. Im Taoismus und Buddhismus wird es als ein Ideal betrachtet, dass Menschen sich ohne Vergangenheit und Zukunft begegnen. In der Gegenwart teilen wir die begrenzten Zeit und Raum ohne zu wissen, wie das Leben uns wohin führt. Der Gegenwart zählt. Nur der Gegenwart wird oft erst realisiert, wenn er schon längst zur Vergangenheit wurde. Und die Erinnerung ist, ähnlich wie das letzte leise Flüstern der Blume, süß und konzentriert.

Christine in Berlin schloss ihr Auge, als wir zusammen den Da Hongpao tranken. Unbeschreibbare Gefühle und Bilder wurden wach gerufen. Ich liebe diesen Tee, weil er tatsächlich fremd ist, tatsächlich vielschichtig ist und mich einfach ganz gefangen nahm. Ein Impuls, aufrichtig zum Leben und zu Gefühle zu stehen, strömte durch den Körper und der Gegenwart wurde klar.

Die Orchidee verlässt mich nicht. Sie blüht nun wieder prächtig. Vielleicht um mich in dieser Phase begleiten, oder er blüht einfach so, ohn Willen.

Bericht über Qilan Xiang und Milan Xiang Dancong Shuixian

Vor zwei Wochen gab mir Monika paar Apfelbaum-Zwerge. Sie wollte mir den Frühling bringen, sagte sie. Ich berührte die rauchen Oberfläche und spürte die Lebenskraft unter der karten Schale. Hoffnungsvoll steckte ich sie im Wasser und wartete jeden Tag auf den Frühling… Der Frühling wird jedenfalls kommen und die Apfelblüte werden in diesem Rhythmus blühen, auch ohne meine Begleitung. In dem gleichen Moment werden mich wohl die Kirschblüten grüßen!

„Die Kirschblüten blühen hier wunderschön, Koko ni sae 此地花好
aber wenn ich mich an das Blütemeer in Yoshino (ein berühmter Ort für Kirschblüte bei Nara) erinnere, sazo ya Yoshino wa  遥想吉野
waren die Kirschblüten dort unvergesslich anmutig! hana-zakari!  樱花更璨烂! “
Yoshino Dayu (1606-1643)

Im Regen der Kirschblüte saß ich gerne am Wegrad. Es erinnert mich immer wieder Yoshino Dayu und ihr Seufz über ihre Sehnsucht nach dem Heimat – Yoshino. Das Gedicht war so berühmt und rührend, so dass ein Kirschbaum nach ihr genannt wurde. Ein Traum im Regen voller Kirschblüte erlebte ich auch hier in Zürich wieder, als ich den Fenghuang Dancong Milanxiang 2005 wieder trank.

Eine meiner Hausaufgabe vor meiner Abreise war über einen Bericht über die drei Phönix Dancong zu schreiben.

Aufgegossen waren drei Phönix Dancongs: Qilan Xiang, Milan Xiang und ein Milan Xiang 2005. Zuerst waren Qilanxiang und Milanxiang (aus Bern, Länggass Tee) aufgegossen. Sie zeigte mir einen klaren Aufguss und eine schöne Färbung. Duftend klar und deutlich. Kein Fremdgeruch, sehr sauber. Eindeutig ist es auch, dass sie ungeröstet waren. Nur getrocknet. Alle zwei haben einen schönen vollen Körper, geschmeidig und intensiv.

Qilanxiang hat eine andere Duftrichtung als der Milanxiang. Ich roch zuerst den Zitrusduft, dann eine schwere Note von unentzifferbaren Geruch, der mich irritierte, etwas wie Metal. Dann kommt typische Oolong-Duft, sehr stark nach Orchideen. Der Geschmack ist typisch Dancong, leicht süß und zugleich bitter, wirkt im Abgang leicht trocknend. 50g für ca. 18 Sfr., ein versuchswert und ein guter Einstieg für ein vielsprechendes Dancong-Erlebnis als der Mingcha Zhilanxiang in Globus.

Milanxiang zeigt eine ausgezeichnete Kombination vom typischen Mi – Honig und Lan – Orchideen Duftnoten. Fein, lieblich, aber auch leicht bitter und beim Abgang trocknend. Der Aufguss leicht getrübt. Ein Typischer Milan Xiang für Dancong-Liebhaber. Der Preis ist auch in Ordnung 50g für ca. 18 Sfr.

Wenn man gar nicht vergleichen will, dann hat man nie ein Problem. Aber wenn man anfängt, Dinge miteinander zu vergleichen, fängt plötzlich das Leiden an. Darum sagte Buddha, der Geist, der stets unterscheidet, ist die Wurzel des Leidens… Ohne Vergleich kommen wir allerdings auch nicht weiter. Also im Tee ist es wichtig, zu vergleichen. Der Unterschied zwischen Tee und dem Alltag ist, dass wir eine relative Wahrheit für uns finden wollen, ohne einen absoluten Anspruch zu erheben. Den Milanxiang 2005 (er wurde ebenfalls in Länggass Tee verkauft), habe ich mit aufgegossen und wollte wissen, was dieser Vergleich bedeutet.

Ein gerösteter Fenghuang Dancong ist dunkler und braun. Von Aussehen wirken sie nicht besonders anziehend. Aber der Duft solcher Dancong ist unwiderstehlich! Ausgeprägte Honignote und intensiven langhaltigen Orchideennuance fesselte die Sinne. Der Aufguss ist geschmeidig wie Seide, die einfach hineinfließt. Atmen beraubend und berauschend. Eben – wirklich wie ein Traum im Kirschblüte-Regen.

Yoshino Teehaus Yoshinos Teehaus in Kodaiji. Das Haus trägt der Name „Hinterbliebener Duft“.

Das Teehaus von Yoshino Dayu in Kodaiji gehört immer zu meinem Programm, wenn ich mich in Kyoto aufhalte. Diese zarte Schönheit starb früh und hinterließ einen traurigen Mann, der sein Leben lang nach ihr trauerte und ihre Asche im Sake trank. Kirschblüte blühen zwar nur einmal und kurz, bleiben aber als Erinnerung ewig. Die Schwierigkeit einem hervorragenden Milan Xiang wieder zu begegnen macht diesen Tee und seinen Geschmack einmalig.

„Miyako Oba / Hana Saki sato to / Nashinikeri

Yoshino wa shinde no / Yama ni utsu shite

Mit Deinem Tod brachtest Du alles weg, Yoshino.

Auch die Kirschblüte, die nun wohl nur im Himmel blühen werden.“

Joeki Haiya

Das Labyrinth der Namen von Dancongs

Wir kennen einnige Dancongs in Europa, wissen leider oft nicht, was sie bedeuten sollten. Chinesische Namen sind wahrscheinlich nicht nur phonetisch anders aufgebaut und enthält ein anderes Verständnis zwischen Menschen und der Umwelt. Oft wird ein Baum nach dem Charakter des Duftes, mache nach dem Ort, wo der Baum entdeckt wurde, manche nach dem Wachstumscharakter eines Baums (z.b. Baiye – weisse Blatt; Baipian – weisse flache Blatt etc.) und manche aus Zynismus des Teebauers z. b. Qingxin Da Pang – nutzloser Oolongbaum, der nur geeignet ist für einen hervorragenden Oriental Beauty, sonst nutzlos.

Oft werden Dancong nach dem Duft eines Baums genannt. 1996 wurden 123 verschiedene Dancong Baumsorte dokumentiert, die eine bedeutende Rolle spielen. Sie werden zu 10 verschiedenen Duftnote verifiziert. Mittels dem Duft-Charakter dieses Tees wird ein Tee benannt.

1. Huang Zhi Xiang (Duft des Huangzhi – Gardenia grandiflora) – unterteilt von 9 kleinen Differenzen von Duftnuance.

2. Zhilan Xiang (Duft des Zhilan-Blüte) – 5 kleine Einteilungen

3. Milan Xiang (Duft des Honigs und Orchideen) – 3 Einteilungen

4. Guihua Xiang (Duft des Osmanthus)

5. Yulan Xiang (Duft des Magnolia Lilifora Desr. ex Lamx, ähnlich bei Jadeoolong)

6. Jianghua Xiang (Duft des Hedychin yunnanense Gagnep, wohl ähnlich bei Sijichun) – 4 Einteilungen

7. Yelai Xiang (Duft von Yelai Xiang – Michelia maudiae Vietnamensis)

8. Moli Xiang (Duft von Jasmin)

9. Xingren Xiang (Duft von gemahlenden Mandel)

10. Rougui Xiang (Duft von Zimtrinde)

Xiang bedeutet Duft, duftend. Meine Großmutter hiess auch Xiang. Viele chinesische Frauen tragen ebenfalls diesen Name.

Lan – ein Wort, das oft im Teename vorkomme, bedeutet Orchideen. Kein Wunder, dass Orchideen und sein Duft eine zentrale Rolle beim Teekosten spielen und vor allem beim Verständnis vom Oolong entscheidend sind.

Einen Bericht über Qilan Xiang, Milan Xiang lassen sich noch warten. Ich komme noch nicht dazu, einen verständlichen Text zu schreiben.

 

岭头单从 Lingtou Phönix

Phönix Ling Tou 岭头, was bedeutet das? Die chinesischen Namen gleichen einem richtigen Labyrinth!

Einen ausführlichen Beitrag über das Dancong Labyrinth mache ich mir ein anderes Mal die Mühe. Heute schauen wir nur den Lingtou Dancong an.

Dieser Dancong Baum stammt aus dem 60er Jahren aus dem Dorf Lingtou (370 M.ü.M.) in Raoping Pingxi im Phönix Gebirge (Guangdong 广东省饶平县坪溪镇岭头村). Ein Experiment mit einem Baiye Dancong (weisse blätterige Dancong Baum) von einem neugierigen Teebauer während der Kulturrevolution. Während die Welt draussend wütete und Menschen sich gegenseitig beschuldigten und um die Macht scharrten, zog der Teebauer Hsu zurück und konzentrierte sich auf die Suche nach einer Spitzensorte des Dancongs!

Lingtou Dan Cong genannt nach dem Dorfname sollte nur zwischen 14-16 Uhr gepflückt werden. Die Erntezeit: Ende März bis 5.April – früher als alle andere Oolongsorten. Das Balttgut sollte reif sein, weder zu jung noch zu alt. Nach dem Pflücken wird dieser Tee anschliessend unter dem Abendsonne welken lassen und durch die Nacht verarbeitet.

Er sollte ein Tee sein, der geeignet ist, zum Lagern. In der chinesischen Zunge des Teetasters sollte der Tee Blütehonig-Note schmecken – langhaltig und klare Duftnote mit einem Intensiven und lieblichen Geschmack.

Pflücken von Shuixian DancongPflücken bei der Ernte von Shuixian Dancong.

Verkosten von Phönix Ling Tou 岭头单从

Der Sponsor meiner duftenden Orchideen kam nach dem Bankgeschäft zum Tee. Zwei Tie Guanyin aus der Chinareise sollten auch verkostet werden. Das passt wunderbar zu dem Duft der Orchideen, dessen Duft die Note eines hervorragenden Tie Guanyin wiedergeben sollte. Ich wollte allerdings noch zwei Dancongs verkosten lassen.

Ich schnitt die original verpackte Tüte auf und der roch bereits in der Tüte etwas fremdartig. Ich roch drei Duftspuren, während der Besucher lediglich die süsse Note identifizierte. Im Schweigen machte ich den Tee weiter und wartete auf den Aurguss. „ Er ist alt.“ „Woher weiß Du?“ „Wie alt? Ca. 1 Jahr?“ „Ja. Woher weiß Du?“ „Ich muss es schmecken können, genau wie Du den Aktionskurs vorhersehen könnten, oder?“ Dieser Tie Guanyin war bereits pflaumig. Der Duft war schwer, sehr süß. Blendend, aber nicht elegant. Schwer und nicht erhebend. Dominant und nicht „beherrscht“. Dann schnitt ich die andere Tüte auf. Ein Tie Guanyin aus Tian-Fu (Tie Ren Konzern). „Er ist sehr teuer! Er kostete mir 300 Yuan! (50 Sfr. Für 50g?)“ Teekanne wurde aufgewärmt und der trockene Duft des Tees wurde „geprüft“, „ Ja, das ist der Orchidee, die Du mir geschenkt hast! Riechst Du?“ „Ach!“ Ein wunderschöner Tie Guanyin, seltene Sorte! Sein Duft sehr klar, konzentriert, erhebend. Ruhig, präsent und zurückhaltend. So eindeutig und besänftigend schmeckt der elegante Orchideen Duft, klar und süß. Der mystischen Guanyin Yun (der berühmte Abgang dieses Oolongs) war so eindeutig, dass man ihn kaum übersehen konnte! Ich genoss den raren Tee. Wie wunderbar!

Der noch teure Phönix Ling Tou gefiel leider meinem Besucher nicht. Das Gesicht war verzogen. Ja, ein schwer zu verstehender Tee. Eine ungeübte Zunge ist überfordert. Der Phönix Ling Tou, den Stefan so gern wissen möchte, ist interessanter und spannend. Ich roch in den trockenen Blätter drei Duftspuren: Meribel (sorry, wie heisst dieses Frucht, das im Sommer gelblich aussieht und ähnlich schmeckt wie Pflaumen?), Lichee und Frauenmantel (Sorry, ich sammele selbst gerne Kräuter und pflegte bis zum letzen Herbst einen Kräutergarten. Der Duft erinnert mich einfach an diese kleinen Pflanzen in Swiss Mountain.). Aber in einer europäischen Zunge wurde die Duftnote „Kirschen“ festgestellt! Das ist das interessante bei dem Teeverkosten. Aufgrund unterschiedlicher kultureller Referenzen wird ein Tee unterschiedlich dekodiert. Das fasziniert mich immer wieder. Eine taiwanesische Zunge könnte nur Lichee deklarieren, während eine „fremde“ Zunge das Tee-Erleben auf eine andere Dimension bringen könnte.

Der Aufguss ist schön, süß und zugleich bitter – das Problem bei fast allen Dancong, den man hier kaufen könnte! Vor paar Wochen trank ich einen Huangzhixiang, der einen schönen Duft zeigte, aber eine unvermeidliche Bitterkeit hinterließ. Natürlich ist dieser Ling Tou von einer anderen Klasse (50g, 45 Sfr.), aber dieser Tee wird nicht leicht haben, verstanden zu werden. In der Wirklichkeit könnte er noch interessanter und unentbehrbarer werden, wenn er einen „Kenner“ getroffen hätte, ihn zu fördern… Er  ist überhaupt nicht geröstet – das Problem von allen käuflichen Dancong. Warum nicht mehr geröstet? Darüber habe ich bereits einen Beitrag geschrieben. Es ist eben schwierig, jemanden zu finden, der sich wagt, aus einem guten „Body“ einen perfekten Tee mit seinem Handwerk zu verwandeln.

Lieber Stefan, der Ling Tou Phönix hat wirklich faszinierende Duftnote. Und wenn die bittere Note Dich nicht stört, oder bereits nicht mehr merkt – wie ich, könntest Du an dem Aufguss richtig Freude haben! Ob Du für ihn so viel Geld ausgeben möchtest, bleibt Dir selbst überlassen.

Als Vergleich habe ich einen Baxian 八仙 – Mandarin Orchideen von Mingcha aufgegossen. Eindeutige Pfirsich-Note: süß, fruchtig und dezent. Der Besucher freute sich über den angenehmen Aufguss, den ich extra so zubereitete. Es ist wirklich eine Geschmackssache. Jeder fühlt sich zu einem Tee hingezogen, je nach dem Zeitpunkt, wann er den Tee begegnet. Banxian ist sicher ein ausgezeichneter Dancong, der einen annährenden Teeliebhaber den Zugang zum Tee verschafft. „Diesen Tee kannst Du sicherlich nach einem „arbeits (augtrags) – intensiven“ Tag in der Ruhe trinken!“

Frage nach Fenghuang Dan Cong

Hallo Menglin,

Ich hoffe es geht Dir gut und in der Schweiz machen sich ebenso wie bei uns die ersten Frühlingsboten kräftig bemerkbar?

Ich habe mal wieder eine kleine Frage : Da gibt es einen Mi Lan Xiang, einen Qi Lan Xiang und einen Shiguping Huangzhi Xiang. Grundsätzlich kenne ich (andere) Dancongs mit diesen Bezeichnungen und liebe sie sogar mehr als die oft spröden Steintees aus dem Wuyi- Shan. Mein persönlicher Favorit ist dabei der Blütentraum des Huangzhi Xiang.

Könntest Du mir aber bitte nochmal genau sagen, worin sich die Aromen dieser drei Tees unterscheiden?

Und dann gibt es da noch einen “ Phoenix Ling Tou“ – dies sagt mir gar nichts. Er ist weit teurer als die anderen drei. Was verbirgt sich hinter diesem Namen und wie würdest Du seine Aromen beschreiben?

Ich freue mich auf Deine Antwort und danke Dir schon im voraus!

Herzliche Grüße von
Stefan

Am vergangenen Samstag war ich zwischen verschiedenen Terminen unterwegs. Manchmal wünsche ich mir, dass ich ein Klone hätte. In Bern war ich beim Länggass zu Beusch und konnte nach all den Teesorten von Stefan nachfragen. Diese wertvolle Teesorten zu degutieren finde ich leider noch keine Ruhe und Zeit. Außerdem ist es eigentlich Schade, allein diese wertvollen Tees zu verkosten. Auch Teeverkosten ist eine soziale Gelegenheit und bedarf Austausch.

Ich hoffe, morgen oder übermorgen, mehr über diese Tees zu schreiben.

Felsentee Da Hongpao

Felsentee Da Hongpao

美色无高下

Die Schönheit der Blüte ist nicht an einander zu messen,

花枝自短长

Der Unterschied zwischen den Blüten liegt an ihre unterschiedlich entwickelte Länge

青山俊董 Aoyama (Ikebana-Meisterin)

Als ich began, mit Tee zu beschäftigen, sahe in der Literatur die Orientierung. Später durch bittere Erfahrungen wurde es desillusioniert, dass der Tee eigentlich die Orientierung ist und die Literatur nur eine Orientierung anbietet. Dann bewundere ich zuerst nur die schönen blenden Blüte in der Teelandschaft, ohne es klar zu sehen, dass sie nicht die Welt des Tees allein bilden. Manche Teesorte brauchen mehr Zeit, um verstanden zu werden. Manche Teesorten sind von einfacher Produktion, könnten uns mit seiner Einfachheit beglücken. Berühmte traditionreiche Teesorten schleppen oft eine schwere Erbe mit sich herum. Je mehr Ruhm eine Teesorte geniesst, desto mehr Schwierigkeit bekommen wir ein wirkliches Verständnis zu erlangen. Die spärliche Menge erschwert unseren Zugang zu dem Originalen. Das Spiel auf dem Markt mit Schein und Sein kann weder Händler noch Laien durchblicken. Für mich gehören der Longjing aus Shifeng und der Felsentee (der älteste Oolong) aus Fujian zu solchen Kategorien. Da Hongpao ist wohl das bekannteste Exemplar unter den Felsentee.

Da Hongpao geniesst seine Stellung in der chinesischen Teewelt seit 35o Jahren. Die Legende, die Chinese so gerne pflegen, reichen von Affentee bis zum Göttertee. Aber das, was diesen Tee so unvergesslich macht, sei „Felsen Knochen (Geschmack) und blumiger Duft“.

Was ist dann das „Felsen Knochen und blumiger Duft 岩骨花香“? Wie kann so ein stark gerösteter Tee noch einen blumigen Duft aufweisen? Ich fragte meinen Lehrer in Taiwan paar Male danach und erhielt nie eine wirkliche Antwort. Vor einem Jahr gab er mir eine Tüte Da Hongpao beim Abschied. Er meinte, dass ich es VIELLEICHT irgendwann verstehe. „Das mit dem Blumenduft,“ lachte er herzig, “ ist ja die Sache der Poeten.“

Seit letztem Herbst meldet sich immer wieder ein junger Chinese, der über Tee promoviert und sich selbstständig machen wollte. Er suchte Anschluß nach dem Westen, das Tee nun anderes entdeckt. Zufällig oder unzufällig fand er mich im Internet und wollte jedenfalls, mit mir in Verbindung bleiben. Ich bat ihm nach klassischen originalen Teesorten zu „spionieren“. Eines Tages erhielt ich eine Sack voller kleinen goldenen Tütchen – 30 ausgewählten Felsentee! Das göttliche Geschenk brachte mich fast zu knien. Da dachte ich, dass ich dieses Geschenk mit anderen Menschen teile. Als erster war der Sohn von Miriam und Roger. Das kleine kannte es nicht, was für Schatz vor ihm stand. Aber seine Hand folgt seinem Unterbewußtsein, das doch von einer Außergewöhnlichkeit ahnte (siehe Foto).

Der Da Hongpao von diesem jungen Mann ist schön, solide und aromatisch. Malzig, fast schokoladig. Dazu ist der Preis wirklich angemessen. Ich entschied mich welchen zu kaufen. Paar Tage später gosse ich diesen mit dem anderen von meinem Lehrern zusammen. Der Vergleich markierte einen wahnsinnigen Unterschied. Der Da Hongpao war immer noch fürstlich, sauber und solide. Aber der andere stach mich mit einem Blitz, das durch meinen ganzen Körper strömte. Auf meiner Zunge lag das Felsen Knochen. Schwer, unverkennbar, felsig. Fast zu weinen, hob ich die Tasse eine Woche lange in der Küche auf, ohne zu wissen, wozu.

Später rief ich den jungen Mann an und fragte ihn ganz direkt, wo sein Tee angebaut wurde. Ist er ein halb Felsentee (nur am Rand von Felsen-Gebiet), oder ein Umgebungstee (stammt aus Umgebung, aber noch in Wuyi). Meine naive Direktheit brachte ihn zu kochen. Seine Wut liess mich durch die Telefonleitung spüren. Ich sahe meinen groben Umgangsfehler ein und versuchte ihn zu besänftigen. Die Originalität ist bei einem herrvorragenden Tee nicht entscheidend. Es ist nur entscheidend, wenn es darum geht. Ein gut hergestellter Tee muss nicht original sein. Ein originaler Tee kann nicht immer der beste sein. Aber als ein Teehändler sollte man wissen, woher und wie der Tee stammt.

Jenes Moment auf der Zunge war bis jetzt immer noch präsent. Ein majestätisches Power und eine unverkennbare Härte erfordern uns eine Reife, sich an ihn anzunähern. Der Aufstieg auf die Felsen war keineswegs leicht. Keineswegs lieblich, keineswegs blendend glorreich. Nur ein kurzes vergängliches und zugleich verewigtes Moment, wie ein Felsen zu sein. 

Ps. In Globus gibt es im Moment noch Da Hongpao von Mingcha zu kaufen. Jahrgang 2004. Da mein Geschmacksinn mich seit paar Tagen verliess, kann ich jetzt keinen wirklichen  Kommentar abgegen. Der Aufguss sah gut aus und wirkte spritzig auf der Zunge. 55g für nur 29 Sfr. Wirklich kulant.

漳平水仙

Nach einem langen Flug kam ich endlich auf der Insel an, die von drei Taiphoons bedroht waren.

Nur Regen, Regen und Regen. Mein Herz wurde total nass und keiner wusste , wie ich es trocknen sollte.

Bei den „Schlangen“ vor Passkontrolle waren erstaunlich viele Chinese unterwegs. Sie, mit Ihrem auffaelligen roten Pass draengten blitzschnell in die gleichen Reihe wie ich. Ich sah sie in einer staendigen Bewegung und in einem staendigen Rechnen, wo kam die Schlange schneller voran. Ich machte einer Frau vor mir aufmerksam, dass sie wohl nicht zum Staatsbuerger zaehlte und einen anderen Pass wie meinen gruenen innehatte. Sie erwiderte mir, dass es so wie so gleich sei. Gleich? Ihr rote Pass und meiner gruene? Vor paar Jahren ich haette mit ihr sofort einem riesen Streit angefangen. Nun ordnete ich ihre Ignoranz nicht mehr zu meinem Problem ein. Ein Minut spaeter wurden sie von Grenzkontrolle zu einer anderen Seite gerufen.

Die Insel hat sich veraendert. Sie ist nicht nur die Projektionsflaeche der chinesischen Shizophrenie, sondern ein Reiseziel der neu reichen chinesischen Touristen geworden. Wollen sie wirklich die Insel kennenlernen? wissen sie wirklich, wie sich die Inselbewohner als immer bedrohte Nachbar fuehlen? Wie die alten Hollaender, Spanier, Franzose und Japaner wollen sie die Insel auch gerne fuer sich beanspruechen. Das Problem ist, dass die Insel niemals chinesisch war.

Die Insel ist noch Formosa, aber wie lange noch?

Wir koennen noch Formosa Oolong trinken, aber wie lange noch?