Ich lebe von Sucht des anderen. Oft fühle ich mich verantwortlich, meinen Klienten zu warnen, dass diese Droge, den Sie kaufen, süchtig macht! Ich habe eine nicht zu rettende Sucht von Dianhong und Pu Er. Noch schlimmer – meine Sucht nach Kaffee. Also das Geschäft mit dem Sucht von Menschen…
Die Frage von dem Besucher am Donnerstag klingt immer noch an mein Ohr: „Warum sind Sie denn hier in Zürich!“ er sagte in einer Klarheit, „diese Stadt stinkt!“ Ich antwortet mit einem Schalk, „Natürlich wegen Geld!“ Ich bin niemandem eine Rechenschaft schuldig, weshalb ich hier bin – sicher nicht wegen Liebe. Wegen Geld? Er hat gelacht und sagte, „das Göttliche Wesen ist keck.“
Wenn es sich ergibt, ergibt immer spannende Gespräch am diesen Teetisch. Ich kenne mein Gegenüber nicht, aber irgendwie nichts ist zufällig. Wenn man das Geschäft bewundert, fühle ich mich immer unschuldig. Das Geschäft ist von Ursula Kaspar gestalten. Ich habe nur die Dinge ausgestellt, fertig. Wenn es sich ergibt, kommen die Besucher wieder, manchmal mit einem kurzen Abstand, manchmal mit einem sehr langen Abstand. Es ist freie Willen von jedem. Vor paar Wochen wurde ein prächtiger Besucher von meiner Klientin gebracht. Scheinbar ein Aphaltier. Ich sollte ihm einen Tee machen, was ihm passt. Ich wähle den Dancong Shuixian, faccettenreich, aromatisch und widerstandsfähig. Das Herbe und die bittere Nuance des Tees sind die geradeliniege Eigenständigkeit. Obwohl dieser Tee die geschmeidigen Schönheit gleichzeitig offenbart. Das macht diesen Tee eben widerstandfähig, weil man ihn immer wieder, immer wieder trinken will… Als er wusste dass ich ihm einen „widerstandsfähigen“ Tee machte, wurde er sprachlos. „So wie Sie.“ sagte ich einfach und wusste nicht, was dieser Satz alles bewegte.
Dann kam dieser widerstandsfähige Herr wieder und erzählte mir, dass es schlaflose Nächte gab und seine Widerstand gegen verschiedene Dinge, die er bereits im Leben trug wurde auf einmal sichtbar. Der Satz war eine Art wie Medizin. Ich schaute ihn sehr unschuldig an. Ich kann echt nichts dafür, sagte ich. Dann wollte er wissen, warum ich in meinem Buch über Urangst und Existenzangst schrieb, das sei ja selten. Eherllich gesagt, dass es doch so gewöhnlich, dass wir miteinadner in dieser Welt darüber sprechen. Ist es privat? Die alten Griechen haben darüber philosophiert und Sisyphus hat uns gezeigt, dass wir alle die Ambivalenz von Ja und Nein aushalten müssen. Und jeden Tag vom neu Anfangen zu fragen, Ja oder nein? Warum haben wir alle Sehnsucht nach Einheit und suchen es vermeintlich nach Aussen mit irgendjemandem? Eben wegen Angst. Ich bin da nicht alleine. Wir sprachen viel miteinander, dann kam Sandro, auch ein spezielles Paradiesvögel. Spannend was für Menschen zueinander geführt werden – ich schaue immer mit einem Schmunzeln zu. Beim Abschied wollte er mir für das Gespräch bezahlen. Ich verweigere es. Ich habe kein Mangelgefühl an Geld (aber ich kann Geld immer gebrauchen). Sein Gesicht war sprachlos. Ich scherzte mit einem Schalk – „Mache doch ein Geschenk für mich!“ (ich bin nicht scharf auf ein Geschenk.) Dann rief er, „Ach, jetzt muss ich ein Geschenk für Dich kaufen…“ In seiner Verzweifelung wusste ich, dass da doch etwas getroffen wurde – aber ich bin wirklich unschuldig. Ich wünsche ihm erholsame Nächte.
Ja, es ist einfacher mit Geld die menschlichen Beziehung zu regeln. Ein Geschenk ist zu viel mit Preisgeben. Das tut einem Menschen aus diesem Alpenland schwer. Ein Geben ist oft verknüpft mit einer Erwartung. Eine Erwartung kann hier selten ausgesprochen werden. Aber ich weiss, dass es Dinge in dieser Welt gibt, die nicht an irgendeiner Bedingung verknüpft ist. Ich möchte so leben.
Sandro staunte, was für Leute sich hier versammeln und was für Stories wir später miteinander kauen können. Er seufzte. Dann kam Jörg, mit dem ich etwas zum Nachtessen abmachte. Sandro ging und kam in 15 Minuten, brachte mir ein Geschenk zum Abeschied…
Am nächsten Tag kam Otto, ein gebildeter und gesprächiger Verleger. Ich erzählte ihm was so läuft. Beim Abschied sagte er zu meinem nächsten Besucher, „Viel Spass bei einem Tee-Gottesdienst.“
Geld und der Widerstand
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