Archiv für den Tag 15/11/2007

Fremdgeruch aus dem Tee zu vertreiben

Noch eine Frage. Ich habe mich gestern nach dem Teekauf eines einfachen Senchas (trinke ich morgens anstatt Frühstück) und meines Nachttees, dem Keemun Mao Feng Bio zu Hause beim Umfüllen in Dosen sehr aufgeregt. Beide Tees beziehe ich schon seit einiger Zeit vom selben Händler. Als ich in der Dose an den Tees roch, hatten sie beide den grauenhaften Duft eines kompletten Teeladens. Die individuellen Noten waren komplett verschwunden und der Aufguss ein Grauen. Den Keemun habe ich einen Tag lang auf einem Teller gelüftet, mit dem Sencha versuche ich es auch. Gibt es andere Methoden Fremdgerüche aus Tee zu vertreiben?

Teefreund B. aus Köln fragte mich, wie man Fremdgeruch aus dem Tee vertreiben könnte.

Ich habe nur gelernt, wie man mit Tee Fremdgeruch wegnehmen kann. Dass man dem Fremdgeruch aus Tee vertreibt, ist es wirklich eine Wissenschaft.

Chinese schätzen Pu Er sehr, der jahrelang gelagert werden soll und sicherlich Fremdgeruch in den Jahren erhält. Aber meiste Teeliebhaber schätzten den Geruch und bewundert ihn. Nur mein Lehrer in Taipei verweigert das Pu Er Welle mitzureiten und distanziert von diesem „ausländischen“ Eindringlinge. Er lagert auch Tee, natürlich Oolongtee. Er lagert seinen Tee über die Jahren und weiss auch, dass dieser alte Oolong auf einer feuchten Insel Fremdgeruch selbstvertsändlich bekommt. Bevor er seinen alten Oolong weiter gibt, behandelt er dem Oolong entweder mit Holzkohle oder mit Ofen. Noch einmal mit der Wärme vom Holzkohle oder Ofen den Tee zu behandeln, könnte man dem Fremdgeruch des gelagerten Tees vermindern. Aber es ist kein Zauber. Der Tee schmeckt trotzdem anders. Der gebliebene Geruch bei einem alten Oolong ist für Teeliebhaber erwünscht. Aber der deutsche Teeladen-Geruch (verschiedene Aromen etc.) ist nicht ganz genussvoll, oder?

Ich habe natürlich gelernt, wie man kurzfristig den Geruch von der Nachfermentation (mit der Hitze in der aufgewärmten Teekanne) behandeln kann. Aber der gemischte Geruch eines deutschen Teeladens ist etwas anders. Eigentlich sollte man sich nun anfangen, zu überlegen ab diesem Moment an: Was ist ein Teefachgeschäft?

Kann ein Teefachgeschäft so viele Gerüche erlauben? Warum schmeckt ein Teeladen wie ein McDonalds, dessen „Taste“ man Meilen weit bereichts ahnt?

Im leise rieselnden Schnee

In so einem grauen Tag, in dem leise rieselnden Schnee weiss ich nicht mehr von der Tageszeit und Tagesgefühl. In so einem kalten Land, am so einem lauten Fenster fühle ich mich besonders wie eine Spinne, die aus dem Netz runter gefallen ist.

Heute oder morgen. Hier oder Dort. Muss oder Musse.

In so einer Stimmung gefallt mir insbesonders Wörter von Teefreunde, die mir von ihrem Teereise erzählen.

Dein Paket habe ich erhalten. Das Kannenset ist wunderbar. Es gefällt mir in seiner Schlichtheit und auch die Farbe ist schön zurückhaltend. Die Tees sind unglaublich – so weit ich das im momentanen Zustand beurteilen kann. Ich entdecke mehr und mehr, dass einer der schönsten Momente für mich der Duft der warmen Blätter vor dem Aufguss ist. Hier ist so unglaublich viel zu entdecken und es ergeht einem wie dem Protagonisten von Prousts „Suche nach der verlorenen Zeit“, der bei dem Geruch von Madeleines schlagartig in seine Vergangenheit versetzt wird. In dem Geruch von Deinem Dongding verbirgt sich für meine Nase ein bestimmender Hauch von Bienenwachs – wie überraschend als ich las, dass Du diesen Oolong geschmacklich mit Honig vergleichst. Der Buddha Hand hatte für mich einen sehr vertrauten Geruch. Er hat mich schlagartig an meine Kindheit erinnert – ich bin aber noch nicht sicher, was sich genau dahinter verbirgt und möchte ihn vor einer Beschreibung noch öfter probieren. Was mich überrascht hat, waren die riesigen Blätter der Infusion – sehr schön.
Im Gegensatz dazu der Junshan Maojian mit seinen perfekten Blättern von wunderbarer Farbe und Verarbeitung. 

Was erwartet man vom Leben?

Was heißt heute?

Was heißt morgen?

Ich meine, das muss man verwischen.

Was heißt Sehnsucht, was heißt Sorgen?

Das Leben liegt gerade dazwischen.              ——————Rainer Maria Rilke

rauho

Jeden Tag lief ich an diese Strasse vorbei. Jeden Abend sah ich Menschen tranken, assen und feilschten.

In dieser Nacht werde ich davon träumen, von den Gerüchen dieser Strasse erweckt zu werden.