Über das Blog lerne ich viele Teefreunde aus ganzen Mitteleuropa kenne. Über das Email und die Liebe zum Tee wird eine Art der Freundschaft gepflegt. So wie die meisten visuelle Freundschaft, die von Meg Ryan und T. Hanks bereits präsentierten, handelt sich immer entweder um das Sachliche oder um das Nebensächliche. Das Persönliche wird stets vermieden. Wobei das Persönliche etwas für mich wie die politische Meinungen bedeutet, während es für meine Teefreunde etwas wie Zivilstand, Steuerklasse und Gemütsschwankungen bedeuten. Email-Freundschaft ist eine seltene Kombination von Austausch einer verborgenen Leidenschaft und wahrer Anonymität.
Zu einem Teeseminar treffen sich endlich die vertrauten jedoch unbekannten Teefreunde! Wie sieht er/sie denn eigentlich aus? Ist er/sie auch so charmant wie sein/ihr Email? Endlich teilen wir ein Schale Tee in einer Intensivität, die uns unvergesslich macht und in der Erinnerung verewigt.
Wenn diese Teefreunde womöglich noch bei Dir übernachten und alle Deine Schatzkammer auspacken, nicht nur rein schnuppern und jedenfalls probieren wollten, fing diese Freundschaft etwas zu werden – fast wie eine Art von Bruderschaft! Als der Gastgeber sagte ich nicht Nein zu dem freundlichen Versuch des Teefreunds Jörg und Cenk, der die Entfernung von 600 KM überwindeten und nach Zürich kamen. Natürlich wollte ich sie nicht enttäuschen und noch weniger sie leer ausgehen lassen.
Als wir nach dem Gongfu Cha Kurs nach Hause gingen und einen Tee miteinander tranken, war es schon 21 Uhr. Wir probierten zuerst die von Jörg mitgebrachten Teesorten, wir degustierten und verglichen den Teesorten. Dann kam mein Schatzkammer dran. Der rare Phönix Mi Lan Xiang, der unsterbliche Alishan Jahrgang 1984, der Buddha Hand 2005! Tee bezauberte die Atmosphäre, weckte wohl allerdings auch Wünsche…Es war bereits kurz vor 12 Uhr Mitte Nacht.
Jörg erkannte im Gongfu Cha Kurs die Vorteile einer Porzellan-Kanne. Nun wollte er eine Kanne Set. Cenk hat „nur“ Ton-Kanne und auch er möchte ein Kanne-Set. Wir schauten die Teekanne an, die ich gelagert habe. Eine nach der anderen… Jörg fand seinen Liebling ziemlich schnell, während Cenk auf der Such nach der Richtigen war. „Hast Du nicht etwas Besonders?“ „Ach, sicher!“ Ich denke plötzlich an einem Freund Martin H., der immer zu mir kam, nach Besonderheit suchte, die extra unverkäuflichen Exemplare bei mir aussuchte und mich stundenlang zum Verkauf überredete. Der charmante Martin schaffte immer wieder unkäufliche Teeschale und Kanne von mir zu trennen.
Cenk schaute unterschiedliche kunstvoll gestaltete Objekte an. Solche Objekte habe ich nicht viele vorrätig. Oft stehen sie monatelang in meinem Schrank und finden keinen Verehrer – was mich überhaupt nicht stört. Viele von Ihnen sind unverkäuflich, weil sie für mich etwas bedeuten. Zum Schenken vielleicht, zum Verkaufen nicht. Ab und zu werden die schönen Teekannen von mir zu einem offiziellen Anlass auch verwendet. Solche schöne Teekanne wurden von Cenk entdeckt: „Ach, Menglin, das hast Du auch schon beschmutzt.“ grinste er. Er wollte Preis drücken, dachte ich, „das muss Du nicht kaufen.“ grinste ich zurück. Stundelang ging die Kanne-Schau. Cenk fand keinen Entschluss. Er musste erstmal darüber schlafen. Als Antje und ich ins Bett fielen, war es schon kurz nach 1 Uhr!
Am nächsten Tag erzählten Jörg und Cenk anderen Teefreunden, dass sie lieber ins Hotel gingen als bei Menglin zu übernachten. Denn man dort zwangsläufig viel Geld lässt. Hoffentlich freiwillig!
Die neue Errungenschaft von Cenk aus München. Die Tasse hat er von mir „Geschenk“ bekommen, weil ich sie bereits „beschmutzt“ habe – so dass er sie nicht kaufen konnte. Er wusste noch nicht in dem Moment, als er das Set kaufen wollte – das Set heisst auf Chinesisch: die wahre Freundschaft! Si Jun Zi.
Teerunde im Lotusgarten, von links nach rechts: Madleine, Jörg, Anja, Jürg.