Archiv für den Tag 26/11/2007

Tee-Freunde aus der Ferne

Über das Blog lerne ich viele Teefreunde aus ganzen Mitteleuropa kenne. Über das Email und die Liebe zum Tee wird eine Art der Freundschaft gepflegt. So wie die meisten visuelle Freundschaft, die von Meg Ryan und T. Hanks bereits präsentierten, handelt sich immer entweder um das Sachliche oder um das Nebensächliche. Das Persönliche wird stets vermieden. Wobei das Persönliche etwas für mich wie die politische Meinungen bedeutet, während es für meine Teefreunde etwas wie Zivilstand, Steuerklasse und Gemütsschwankungen bedeuten. Email-Freundschaft ist eine seltene Kombination von Austausch einer verborgenen Leidenschaft und wahrer Anonymität.

Zu einem Teeseminar treffen sich endlich die vertrauten jedoch unbekannten Teefreunde! Wie sieht er/sie denn eigentlich aus? Ist er/sie auch so charmant wie sein/ihr Email? Endlich teilen wir ein Schale Tee in einer Intensivität, die uns unvergesslich macht und in der Erinnerung verewigt.

Wenn diese Teefreunde womöglich noch bei Dir übernachten und alle Deine Schatzkammer auspacken, nicht nur rein schnuppern und jedenfalls probieren wollten, fing diese Freundschaft etwas zu werden – fast wie eine Art von Bruderschaft! Als der Gastgeber sagte ich nicht Nein zu dem freundlichen Versuch des Teefreunds Jörg und Cenk, der die Entfernung von 600 KM überwindeten und nach Zürich kamen. Natürlich wollte ich sie nicht enttäuschen und noch weniger sie leer ausgehen lassen.

Als wir nach dem Gongfu Cha Kurs nach Hause gingen und einen Tee miteinander tranken, war es schon 21 Uhr. Wir probierten zuerst die von Jörg mitgebrachten Teesorten, wir degustierten und verglichen den Teesorten. Dann kam mein Schatzkammer dran. Der rare Phönix Mi Lan Xiang, der unsterbliche Alishan Jahrgang 1984, der Buddha Hand 2005! Tee bezauberte die Atmosphäre, weckte wohl allerdings auch Wünsche…Es war bereits kurz vor 12 Uhr Mitte Nacht.

Jörg erkannte im Gongfu Cha Kurs die Vorteile einer Porzellan-Kanne. Nun wollte er eine Kanne Set. Cenk hat „nur“ Ton-Kanne und auch er möchte ein Kanne-Set. Wir schauten die Teekanne an, die ich gelagert habe. Eine nach der anderen… Jörg fand seinen Liebling ziemlich schnell, während Cenk auf der Such nach der Richtigen war. „Hast Du nicht etwas Besonders?“ „Ach, sicher!“ Ich denke plötzlich an einem Freund Martin H., der immer zu mir kam, nach Besonderheit suchte, die extra unverkäuflichen Exemplare bei mir aussuchte und mich stundenlang zum Verkauf überredete. Der charmante Martin schaffte immer wieder unkäufliche Teeschale und Kanne von mir zu trennen.

Cenk schaute unterschiedliche kunstvoll gestaltete Objekte an. Solche Objekte habe ich nicht viele vorrätig. Oft stehen sie monatelang in meinem Schrank und finden keinen Verehrer – was mich überhaupt nicht stört. Viele von Ihnen sind unverkäuflich, weil sie für mich etwas bedeuten. Zum Schenken vielleicht, zum Verkaufen nicht. Ab und zu werden die schönen Teekannen von mir zu einem offiziellen Anlass auch verwendet. Solche schöne Teekanne wurden von Cenk entdeckt: „Ach, Menglin, das hast Du auch schon beschmutzt.“ grinste er. Er wollte Preis drücken, dachte ich, „das muss Du nicht kaufen.“ grinste ich zurück. Stundelang ging die Kanne-Schau. Cenk fand keinen Entschluss. Er musste erstmal darüber schlafen. Als Antje und ich ins Bett fielen, war es schon kurz nach 1 Uhr!

Am nächsten Tag erzählten Jörg und Cenk anderen Teefreunden, dass sie lieber ins Hotel gingen als bei Menglin zu übernachten. Denn man dort zwangsläufig viel Geld lässt. Hoffentlich freiwillig!

 

 

Teeset FreundschaftDie neue Errungenschaft von Cenk aus München. Die Tasse hat er von mir „Geschenk“ bekommen, weil ich sie bereits „beschmutzt“ habe – so dass er sie nicht kaufen konnte. Er wusste noch nicht in dem Moment, als er das Set kaufen wollte – das Set heisst auf Chinesisch: die wahre Freundschaft! Si Jun Zi.

 

 

Tee im Lotusgarten

Teerunde im Lotusgarten, von links nach rechts: Madleine, Jörg, Anja, Jürg.

 

Teeseminar im Lotus Garten

Teeseminar im Lotus Garten

Am einen trüben Sonntag haben Teeliebhaber sich getroffen im Lotus Garten in Zürich. Tee verbindet Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Geschlechtern und Altersgruppen.

Wir trafen uns zum Tee. Zum Tee, Teekränzchen? Nein, ein ganz hartes Programm erwartet die Teilnehmer, die sich wagen einen Abenteuer ins Teeland zu einzureisen. Eigentlich ist das Programm für einen Teeprofi, der blos anhand der Teedegustation wissen muss, wo und wie der Tee gemacht wurde.

Das Programm ist folgendes:

1. Einblick in die chinesische Teewelt:

Weißer Tee, Gelber Tee, grüner Tee, Oolong, roter Tee, schwarzer Tee (gelagerter Tee),  Blumentee

Teilnehmer muss mir sagen anstatt ich sage EUCH, was für einen Tee ein weißer Tee ist. Spannende Momente fingen an. Alle waren konzentriert, mit dem Löffeln, zu schmecken und zu riechen, was was ist. Dabei ist oft verwirrend, den gelben Tee und weissen Tee voneinander zu unterscheiden. Darum ist es auch spannend, den Unterschied mit eigenem Nase zu schmecken!

 

 

2. Der Faktor Teebaum, Anbauort und Produktion: probiert wurden YInzhen Baihao aus Java, aus Bio Anbau, Baihao Yinzhen aus unterschiedlichen Teebäume

Dank der Globalisierung könnten wir heute überall den gefragten Tee in billigen Ländern anbauen lassen. Aber ist die Wirklichkeit auch so planbar? Leidet die Qualität nicht unter der Globalisierung und OEM Produktion?

Ist  der gekaufte YInzhen Baihao wirklich das, was man auch unter YInzhen Baihao versteht? Stammt der Yinzhen Baihao tatsächlich von dem Dabai Cha-Baum? Unsere Augen, Nase und Gaumen erkennen es!

 

 

3. Der Faktor Herstellungsmethode:

Aus unterschiedlicher Herstellungsmethode und unterschiedliche Erntezeit enstehen verschiedene Teesorten: z. B. in Sanxia / Taiwan wird aus Qingxin Ganzhong –  am Ende März zum Bi Luochun produziert, im Juni Fancy Oolong hergestellt und im August Mixiang roter Tee experimentiert.

 

 

4. Fehler der Produktion:

wie manifestiert sich der Fehler? Ist Herbheit / Bitterkeit einfach nur herb oder gibt es verschiedene Lesart und Bedeutung? Muss grüner Tee grasig sein? Bedeutet die grasige Note eine Art von Frische?

Anhand von unterschiedlichen Proben versuchen wir den Geschmack, der aus dem Fehler entstanden ist, zu erkennen!

 

 

5. Der Faktor Lagerung:

wie manifestieren unterschiedliche Teesorte durch die Lagerung? Ein Tee, der fermentiert wurde, verändert sich anders als ein grüner Tee wie Pu Er, der gelagert wird! Ein Tee, der stärker geröstet wurde, verändert sich unterschiedlich durch die Lagerung.

Anhand unterschiedlichen gesammelten Beispielen könnten wir die faszinierende Veränderung der Nuance am Tee durch die Lagerung feststellen. Ein Pu Er, der durch lange Zeit gelagert wird ist einfach ein Gegensatz zu dem Pu Er, der im Reformhaus verkauft wird und aufgrund der steigenden Nachfrage könstlich fermentiert wird.

 

 

6. Der Faktor Welken, Fermentation und Röstungen: wie manifestieren sich diese Faktoren durch den Tee?

Was bedeutet Welken, Fermentation und Röstung in der Produktion von Tee? Diese Frage könnten wir mit den Vergleich zwischen den Teesorten, die unterschiedlich fermentiert und geröstet wird beantworten.

 

 

7. Geographische Faktoren: Anbaugebiet, Höhe der Teegarten

Man kann die Höhe eines Teegarten schmecken! Glaubst Du nicht? Probiere es selber aus!

8. Äußere Faktoren: klimatische Bedingung, Insekten- Befall in einem Teegarten sind äußere Bedingungen, die den Geschmack des Tees prägen. Ein Oriental Beauty kann wirklich nach einem Oriental Beauty schmecken, wenn die Blätter tatsächlich befallen wurden. Diese Nuance kann man schmecken und durchaus feststellen!

Das ist ein Seminar, wo Teilnehmer selbst arbeiten muss anstatt einfach nur theoretische Auseinandersetzungen vorgelesen zu bekommen. Tee lügt nicht, man muss ihn aber verstehen. Der beste Weg, Tee zu verstehen ist mit unserer eigenen Nase, Gaumen und Augen! In einem kleinen Kreis (ein großer Kreis kann es gar nicht gehen) entsteht eine Atmosphäre wie auf dem gleichen Boot zu sein. Wir waren auf der Suche, nach Spuren des Tees!