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Füllhorn, eine Stoßkraft auf dem Teeweg

Ich unterhalte gerne mit Menschen über die Dinge, die mich gerade beschäftigen. Oft suche ich keine Antwort, sondern mache meine Sensoren ganz breit auf. Mein Zen-Lehrer Michel sagte mir oft, dass das Kosmos (das Tao) immer eine Antwort auf unsere Frage hat. Er lächelte dann immer nach diesem Satz, „das Problem ist, wie weiß Du es?“

Eben nicht zu viel Denken, nicht interpretieren, sondern Sensoren aufmachen.

Meistens werden immer Schlüsselpersonen geschickt. Andreas kam zum Tee, nachdem wir eine gelungene Performanz mit Poesie und Musik über das Thema Fremde gezeigt haben. Ich erzähle ihm über diese Uebung, die wir gerade praktizieren und das, was mich so berührt. Etwas zu verwandeln und wertneutral zu bleiben ist ein Verständnis des Taoismus, der sich so gut über Tee manifestiert. Das Tao oder das Göttliche im Christentum manifestiert durch die Vielfalt in dieser Welt. Ich bezeichne diese Uebung mit einem griechischen Mythos. Im Grunde genommen ist es anthropologisch!

Das stimmt, dass eine Uebung mit griechischem Mythos zu bezeichnen einen guten Brücke für die Menschen in Abendland sein kann. Er fügte noch hinzu,

„Das Horn als Schöpfgefäss ist von eigenartiger Doppelnatur. Als Horn ist es phallisch männlich, penetrative Stosskraft, gerichtete Energie; um es als Gefäss zu benützen, muss man es umkehren, d.h. es bedarf der Enantiodromie oder einer „Umkehr“. Als Gefäss ist es dann ein weiblich empfangendes Prinzip… Dieser Einhornbecher, mach alles Gift, das in den Becher getan wird, unschädlich. “

Zitat von Marie-Louise von Franz, Nike und die Gewässer der Styx, in: Archetypische Dimensionen der Seele, S. 308.

„Die Wasser der Styx, das urschöpferische Wasser, kann nur mit Horn einer sagenhaften einhörnigen Eselsart, die in Skythien (Kleinasien) lebt, gefasst werden.“ erzählte Andreas mir weiter.

Wie schön, wenn wir so ein Einhornbecher besitzen würden, mit dem wir Tee (das urschöpferische Wasser) an den Ort des schönen Wassers (Shui Tang) praktizieren können! Dann sind wir ganz nah an der Quelle vom Urschöpfen!

Ich wünsche alle Teefreunde, so ein Einhornbecher kreiieren zu können, das diese innere Quelle stets in unserem Herz sprudeln lässt.

(Die nächste Teeübung am Samstag Pandoras Schatulle)

Teeübung – Füllhorn

Diese Uebung des Gongfu Chas ist entstanden, als die Serafino und Noan üben wollten. Ich wollte den beiden interessierten 13 jährigen etwas von dem Teegeist vermitteln – Leben ohne Spuren zum Hinterlassen. Ich wollte beiden etwas vermitteln, dass es eine Yin und eine Yang Seite im allen Wesen beinhaltet. Auf einmal kam die Idee, den Tee mit einem schwarzen Tablett zuzubereiten. Ein Tablett zum Umdrehen.

Wir reden oft genug von beiden Seite des Medaille und stets von Entwicklung. Aber wie geht es konkret? Wie schaffen wir aus den schmerzhaften Erfahrungen einen Nährboden für unsere Zukunft?

Ich dachte an die Mythos Füllhorn. Herakles besiegte den Flussgott Acheloos, der seinen Gestalt verändern konnte. Er veränderte sich zu einem Stier, dessen aggressiven Horn von Herakles abgebrochen wurde. Acheloos zeigte sich besiegte und Herakles gab ihm das Horn zurück. Acheloos erkannte in dieser Tat die Großzügigkeit und erwiderte ihm ein reichlich gefülltes Horn.

Ein Horn gleichzeitig verletzend und beschützend sein kann, ein Horn der Kraft von Yang-Energie. Wenn es umgedreht werden kann, verschwanden der Sieger und der Besiegten, sie werden eins. Eine aktivierende Yang Energie wird zu empfänglichen und anders-leben-lassenden Yin-Energie.

Die beiden jungen spielten recht gut und hatte eine Menge Spaß. So mache ich weiter mit Erwachsenen in Gongfu Cha II. Wir üben es zwei Male. Bei ersten Mal erzähle ich meistens nicht viel. Bei zweiten Mal tauschen wir uns mehr aus. Es kommt immer darauf an, wie eine Gruppe reagiert.

Ich sage zu der Gruppe, als sie sich vorbereiten, wie sie diese Uebung verwirklichen: „Überlege gut, was Du tragen willst. Mit dem was Du trägst, muss Du einen Tee machen.“