Archiv für den Tag 01/02/2023

Schengener Raum West

Zuerst dachte ich, dass ich einen gemütlichen Aufenthalt auf dem Frankfurter Flughafen hätten geniessen könnte, bis ich den Schild sah und an dem Eingang vorbeilief.

Was ist eigentlich der Schengener Raum West? Wo fängt er an? Wo hört er auf?

Jedenfalls erzählt dieses Schild mir, dass ich aus dem Osten kam.

In der Tat ist das Leben im Osten anders organisiert. Die Themen, die man im Osten diskutiert und erzählt, unterscheiden sich mit den Themen im Westen. Als ich in Taiwan war, herrscht das Thema Covid-19 immer noch den Alltag und die Bedrohungen eines potentialen Krieg die Bildfläche von TV, Zeitungen oder Youtube. Die gewaltigen Totenzahlen in China wegen Covid-19 und die Politik Chinas bereiten Menschen auf Taiwan enormen Sorgen. Wenn ich Akupunktur Behandlungen erhielt, hörte ich nur, wie die Mediziner dort über die Pandemie Lage Chinas diskutierten. Yu und Jie erzählten mir, was sie von ihren Freunden in China gehört und gesehen haben, was für seltsame Praktiken und Krankheitsbilder hören. Sie müssen allerdings so schnell wie möglich nach China einreisen, weil ihre Konten in China sind mehr als zwei Jahren gesperrt und überhaupt keine Zahlungen tätigen. Sie müssen mit dem Helfen ihrer Geschäftspartnern Geldtransfer tätigen. Inzwischen ist es fast nicht mehr erträglich. Yu plante im April zu fliegen. Auf jeden Fall. Jie will noch nicht. Er sagte, sein Leben sei ihm sehr wertvoll.

Themen wie Impfungsschaden und Skandal beim Einkauf von medizinischen Materialien während der Pandemie lassen die Bevölkerung nicht locker. Sie wollen eine Aufarbeitung. Sie wollen sich über die Folgen von Impfungen informieren. Sie wollen mitreden, warum ausgerechnet diese Medikamente oder diese Impfung eingeführt werden. Die Regierung steht stark in Kritik, so dass sie die Wahl verlor. Auch wenn Taiwan die Pandemie sehr gut überstanden hat, sind die Menschen nicht zufrieden. Ähnliche kritischen Phänomen sehe ich im Westen nicht. Auch die Pandemie ist bereits ausserhalb der Sichtweite der Menschen hier.

Das chinesische Neujahr ist wie das Weihnachten, ein sehr von Kollektiven gesteuertes Fest. Aber die Ausmasse von dem Einfluss des Kollektiven ist im Osten enorm. Die Zeremonie und Ritual auf dem Familie Altar und wie die Familie tagelang den Tag verbringt, um zu zelebrieren, überraschte mich. Selbst Yu bereitete die Zeremonie, um sich von dem Jahr zu verabschieden und das Neujahr wieder zu begrüssen. Das tun die junge Generation immer noch. Ich schaute zu und fühlte mich manchmal wie ein Fremde.

Rückkehr aus dem Osten bringe ich viele östliche Perspektive mit. In einer Diskussion ist nicht nötig, Recht zu haben. Moralisch sind Menschen nie neutral. Jeder hat ein inneres Kompass, was man als Nord oder West betrachtet. Innerlich brennt es ein Licht, dass man das erntet, was man aussäet. Es gäbe etwas, was eine andere Dimension öffnet als die messbare, sichtbare Welt.

Weil ich den Schengener Raum West verpasste, befand ich mich plötzlich im Empfangshalle vom Flughafen. Ich war geschockt und musste noch einmal durch die Sicherheitskontrolle, die an jenem Tag zum zweiten Mal machte. Die Zeit war sehr knapp. Meine Emotion war aufgewühlt. Ich fragte mich immer wieder, was habe ich falsch gemacht? Was habe ich verpasst?

Es kamen aber viele Helfer vom Flughafen. Am Ende sass ich wie geplant im den Sitz des Fliegers. Schengener Raum West ist mein Ziel. Man muss den richtigen Weg finden, wenn man aus dem Osten kommt.