Kulturcrash

Vor sehr langen Zeit, als ich noch in Deutschland studierte, wünschte mir eine Kollegin aus Bremen beim Abschied mit dem Satz „Es wird schon schief gehen.“ Sie erklärte mir, als ich mein Unverständnis zeigte, „damit es nicht schief läuft, sagte man bereits im Vorfeld, dass es schief laufen könnte.“

Ich betrachte es als eine deutsche Eigenart.

Viele Dinge sind nicht übersetzbar. Das Fremdverstehen hat immer eine Grenze.

Dieses Gefühlt kam wieder auf, als eine Kollegin sich von mir verabschiedet, indem sie mir sagte, „Bleibe nicht in Taiwan steckend. Komme gut zurück!“

Dieser Satz löst eine emotionale Welle in mir auf.

Ich kenne sie seit Jahren, aber wir verstehen uns nur bedingt. Was wünschte sie mir? Ich habe mich gefragt.

In Taiwan betrachtet man die Lage der Insel wie die Cuba-Krise in 60er Jahren. Es könnte jeder Zeit Feuer entbrannt werden. Gestern erzählte mir eine Kollegin die russische Lesart, die mich sehr schockte. Die russische Lesart „verkennen“ fast die Souveränität Taiwans. Heute hörte ich im Taiwaner Radio einen Kommentar, dass die momentane Krise ein Machtkampf zwischen Putin-Xi und USA-Taiwan – viereckigen Beziehungen gesehen werden muss.

Ich mache mir Sorgen. Schon seit Februar. Es ist mir bewusst, die Lage verschlimmert sich weiter. Aber ich muss heim. Während ich diese Zeile schreibe, fliessen die Tränen.

Auf Taiwan wünscht man sich beim Abschied vor einer Reise, „Eine gute Reise! Möge der Wind Deine Reise beflügeln!“ Auch wenn der Abschied nicht immer leicht ist. Man versuche keinen Teufel an die Wand zu malen. Und in jenem Moment als meine Kollegin mir diesen Abschied-Satz aussprach, blieb ich erstarrt.

Warum sollte ich steckend bleiben – in Taiwan?

Gestern kam eine Kollegin, sie versuchte mich zu beruhigen. Sie sagte mir, dass man in der Schweiz beim Abschied so sagt. Es ist ein Floskel. Es drückt vielleicht Sorgen aus, weil das Gemüt bei den Menschen hier so sind. Es ist nicht böse gemeint.

Nein, ich habe nie eine Bosheit unterstellt. Wir mögen uns, die Kollegin und ich. Trotzdem haben wir Mühe mit Fremdverstehen. Es hat mich etwas gelehrt, dass man stets ein Bewusstsein des Fremdverstehen pflegen muss. Ich muss mich von meinem Verständnis distanzieren, um ihren Standpunkt zu sehen.

Und wenn es dort etwas passiert, werde ich abgekappt von Euch. Bitte vergesse nicht:

„Helfe Taiwan! Helfe den Menschen, die für Ihre Freiheit, für Ihr Zuhause und für Ihre Demokratie kämpfen wollen! Es hat nichts mit Friedensliebe oder Pazifismus zu tun. Helfen den Menschen, die für Ihre Werte und Zuhause kämpfe wollen. Gebe ihnen eine Chance, nicht von Aggressor besiegt werden.“

Viele Menschen wollen nach Taiwan reisen. Um zu erleben. Aber mein dringender Appel, „Helfe Taiwan! Helfe Taiwaner die Demokratie zu schützen. Dann ist dieses Land ein schönes Formosa, wo Du eine gute Reise tätigen kannst!“

In einem offenen Krieg hat man die Chance, Waffen zu greifen, zu kämpfen. In einer Besatzung findet ein Reinigungs- und Neutralisierungsprozess statt. Dann ist es zu spät laut zu schreien, „Free XXX“! Und da sind das Morden, Leiden und Heimatslosigkeit in dem Unsichtbaren gewöhnlich, während die Menschen im Westen von Frieden und Liebe sprechen. Ich spüre tiefe Bestürzung über Manche Menschen und ihre moralische Dekadenz unser demokratischen Welt. Zugleich Ohnmacht und tiefe Traurigkeit.

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