Lange habe ich überlegt, ob ich diese Zeile hier niederschreibe. Und ich muss vorsichtig sein, dass meine Zeilen nicht wie ein Vorwurf klingen.
Die Sonne schien an jedem Samstag und das Wetter war jedoch ein wenig kühl. Simon und Pei haben ihre Kinder gebracht, die für uns Tee an Passanten auf den alten botanischen Garten offerieren.
In Taiwan gibt es Organisation, die sonntags immer Tee-Einladung veranlassen. Das heisst, dass mehrere freiwillige Männer und Frauen, die Teegefässen mit 10 oder 5 Liter an den Wanderwegen bringen und am einem Aussichtpunkt, Passanten Tee offerieren. Dies ist wie ein spirituelles Praxis oder eine freiwillige Arbeit. Meine Grossmutter hat zu ihrer Lebenszeit immer Tee freiwillig an der Strasse gestellt und offeriert. Man offeriert unbekannte Menschen eine Tasse Tee. Die offerierte Person erhält es als Geschenk, nehme diese Energie mit, um sie weiterzugeben. Ohne „Wollen“. Diese Tradition gibt es in der Schweiz nicht. Man bekommt grundlos etwas, in dem Moment wird man schuldig. Ausserdem ist das Brunnenwasser von der Gemeinde gestellt und für alle zugänglich, anstatt von Volk selbst organisiert.
Ein Film über diese Tradition in Taiwan
https://youtu.be/L_FekSRyfDA ( ab 0.52)
Als wir an jenem Tag auf dem botanischen Garten Tee offerierten, standen kein Name von Shui Tang oder irgendeinem kommerziellen Anlass, nur ein Wort: Friedenstee. Ich beobachtete, wie oft die beiden Kinder von Desinteresse der Erwachsenen zurückgewiesen sind und mit den gefüllten Teetassen standen. Diejenigen, die Tee genommen haben, waren sehr interessiert. Die meisten liefen mit Kopfhörer weiter und verneinten höflich.
Ich muss mich hier für die Hilfe und Unterstützung von Stadtgärtnerei und Völkerkundemuseum bedanken, und auch bei allen Gastgeber, die dort Tee zubereitet haben. Ich danke sehr, dass das Wetter mitgespielt hat. Und danke alle Menschen, die bewusst und unbewusst daran teilgenommen haben! Und ich wünsche, dass unsere Gesellschaft mehr Sinn entwickeln für die Gemeinschaft und für den Kreislauf der Energie, wie sie zwischen Menschen und zwischen Lebewesen fliessen können.


Als 2015 sehr viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen habe ich, wie ihr, Tee ausgeschenkt. Mein Atelier liegt am Weg, der von der Flüchtlingsunterkunft in die Stadt führte. In den Hochzeiten gingen hunderte von Flüchtlingen jeden Tag bei mir vorbei. Immer wenn ich Zeit hatte und Geld (für Tee und Plätzchen) habe ich mich an die Straße gestellt. Die Flüchtlinge haben fast alle gerne und mit Freude Tee getrunken und ein Plätzchen dazu gegessen. Die wenigen Deutschen die vorbeigingen haben keinen Tee gewollt. Viele meiner Landsleute haben meine Aktion großzügig finanziell oder mit Sachspenden unterstützt.
Meine deutschen Nachbarn trinken keinen Tee und schon gar nicht auf der Straße – das wird bei euren Schweizern genauso sein. Die meisten Flüchtlinge kamen aus Ländern mit Teetradition und der Möglichkeit Tee auch in der Öffentlichkeit zu trinken.
Das ist der Unterschied.
Adam Somu Wojcinski machte eine interessante Aktion 2015 in der er Leuten auch Tee anbot: Tea Pilgrim MOFO 2015 https://www.youtube.com/watch?v=cCpNGgMxB28
Man lernt sehr viel wenn man Fremden Tee anbietet.
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Ein Flüchtender weiß zu schätzen, was er bekommt.
Menschen in unserer Wohlstandsgesellschaft sind zu voll. Eine volle Tasse kann kein Wasser empfangen.
Schön, dass Du Menschen auf dem Flucht Trost spenden kannst!
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