Der Einsiedler Ryokan kehrte zu seinem Hütte zurück und sah, dass der Dieb sein Hab und Gut mitnahm, außer dem Mond am Fenster. Er schrieb zu diesem Ereignis ein Haiku:
le voleur Der Dieb ließ ihn zurück
a tout pris sauf den Mond
la lune a la fenetre Im Fenster
Ein Haiku von Ryokan, 1758-1831, japanischer Dichter und Mönch
Mit meinen Tee-Eltern, die inzwischen vor mir die Welt verlassen haben, spielte ich oft unser Chanoyu-Spiel.Wir tranken zu Vollmond, zu Weihnachten und zum Neujhar. Ingrid malte ein Bild als eine Antwort auf das Haiku von Ryokan.
„Wenn ich meine Schale richtig hinstelle, fange ich den Mond in meine Schale ein…“

Der Mond als das Sinnbild der inneren Freiheit prägt das Bewusstsein der chinesischen Kultur. Während wir fixiert sind auf die vermeintliche äußere Freiheit, leiden wir unter der Entbehrung von Gewohnheiten. Ich spreche nicht gegen diese Bewegungsfreiheit und die Gewohnheiten von Selbstverwirklichung. Ich möchte uns bewegen zum Nachdenken über den Sinn der Freiheit. Ist die vermeintliche äußerliche Freiheit höher als das Leben, wenn das Leben in Gefahr geraten ist? Ist das Insistieren von dieser Freiheit der Weg der Befreiung?
Tee ist für mich der Weg zur Befreiung. Hier rede ich von Befreiung des Leiden, der Vorstellung und Zwängen, die wir durch unsere Sozialisation und Entwicklung aufgezwungen und erlernt haben. Ich meine „tatsächlich“ die innere Freiheit, die ich durch den Tee erlebe. In einer Schale Tee, wo der Mond zu Dir und zu mir scheint.
In der Schweiz haben wir bald 800 Toten und in Taiwan 5 Tote. Als Sars Taiwan heimsuchte, gab es 73 Tote, die Taiwaner Gesellschaft zum Schreien brachte und zur Veränderung brachten. Harmlos reden möchte ich nicht. Ich gestehe meine Angst. Ich bin kein Opfer. Ich möchte gerne den Prozess für gestalten. So werden Projekte in Shui Tang entstehen, was ich in nächsten Tagen hier erzählen werde.
Heute Abend ist ein Vollmond vor den Ostern. Geniesse den Mond, die wahre Freiheit, die zu Dir und zu mir scheint. Fange den Mond ein in Deiner Schale, schauen wir in die wahre Freiheit unserer Seele an. Wir sind wirklich frei, egal wo wir sind.