Archiv für den Tag 21/01/2019

Eine Samen im Herzen wachsen lassen

Ich komme aus einer Insel. Auf einer Insel lernt man sehr schnell Samen für Bäume zu setzen. Ohne Bäume wäre eine Insel schutzlos, keine Weitsicht, keine Schatten und keine Materialien für Schiffe.

Die Tage am japanischen Meer in einer winzigen Stadt Hagi waren ruhig. Es war windig und grau. Leere Strasse und leerer Strand.

Vielleicht war ich zu lang am diesen leeren Strand gesessen. In der Nacht träumte ich Menschen, die ein Kreuz trug und prozessierten. Diese schattigen Figuren hatten keinen Haupt. Als ich später im Netz recherchierte, realisierte ich erst, dass es genau dort war, wo frühere Christen ermordet wurden.

Aus welchem Grund haben sie sich entschieden, Märtyrer zu sein?

War ihr Herz so klar wie das stille Wasser, das der Wahrheit so geduldig widerspiegelt? Schlug das Herz Welle, als sie erhobenen Hauptes an den Strand gingen?

Und warum war ich dort?

In dieser Leere, vor dem ruhigen Wasser spüre ich in meinem Herzen einen Tee-Baum, der aus einer Tee-Same herangewachsen ist. Dieser Tee-Baum hütet mich vor der Welle von Sehnsüchte und vor der Strömung von Glück und Leiden. Er beschützt mich vor Abwägung und Zerrissenheit. Tief verwurzelt begleitet er mich auf den Weg, treu zu sich selbst zu sein und die Stimme des Herzens zu folgen.

Diese Leere erinnert mich an meine vergangene Jugend. Ich als ein junges Mädchen versteckte mich gerne im Buchladen, wo ich verbotene Bücher über die Geschichte Taiwans lass, die mein Vater zu Hause verstecken musste. Meine Lehrerin musste mich suchen gehen, während andere Schüler ganz brav im Klassenzimmer für die Aufnahmeprüfung lernten. Ich wurde paar Male so grausam erwischt. Mit dem erhobenen Haupt ging ich zurück in die Schule und meine Mutter wurde bestellt, um mich nach Hause abzuholen.

Die Jugend hat allerdings eine Haltbarkeit. Aber der Teebaum des Herzens lebt dort, wo das Innen sich klar von Aussen unterscheidet. Er folgt seinen eigenen Rhythmus und bleibt.