Archiv für den Tag 20/10/2010

Banana, grüne Banana!

Atong und meine Mutter teilen ähnliche Schicksale als ein Kind aus dem armen Südtaiwan. Sie kannten den Hunger und Verhungern. Ich nicht.

Wenn Atong von dem grünen Banana spricht, wenn er einen schlechten Oolong erwischt, schimpft er über meine Generation und wird sentimental. Er sagte mir immer, dass dieser Oolong schlecht sein, weil er nach grünem Banana riecht und den rauen Nachgeschmack eines schlechten Banana im Mund hat. Für mich bedeuten solche Worte nichts. Ich mag Banana nicht!
Es gibt und wächst überall Banana auf Taiwan. Es ist nichts besonders an dieses Frucht! Meine Großmutter kaufte immer ein ganzes Stauden und lagerte sie im Reistopf. Sie, Bananas und Reis helfen sich gegenseitig, meinte meine Großmutter.

Meine Großmutter hatte 7 Kinder als eine Alleinerziehende. Drei Kinder sind verhungert. Vier überlebten. Eine Schwester meienr Mutter starb wegen Banana. Es wurde erzählt, dass sie eine reife Banana fand und Angst hatte, dass andere Kinder sie vor ihr wegschnappen konnten. Sie ass dieses Frucht so schnell und sie hatte so ein Hunger, dass sie erstickte.
Ach, wie könnte ich diese Geschichte vergessen? Wie kann ich das Frucht mögen?

Wenn Atong zu viel von seiner grünen Banana erzählte, fragte ich ihm zurück, „wie so isst Du nicht die reife Banana? Warum quälst Du Dich mit solchen unreifen Früchten?“
Er wurde sentimental. Er sagte, er habe nur solche unreife Früchte finden und essen können. Er fand sie noch unreif am Baum, bevor andere Kinder sie wegschnappten. Er grabte ein Loch im Garten, versteckte er seine Banana, die grünen. Als ein ungeduldiges Kind schaute er jede Stunde an diesem Loch vorbei, um zu kontrollieren ob die Banana schneller reifer werden konnte. Er sagte, die Banana wurde so oft gedrückt, so oft kontrolliert, dass sie zwar immer noch grün bleibt, aber so weich wurde. Er musste sie so schnell essen bevor die Insekten und andere Kinder sie finden konnten!

Manchmal denke ich, dass er seine Abneigung gegen die grünen Banana auf die bestimmten Oolong übertragen hat. Ich wurde einmal gezwungen, die grünen Banana zu kauen. Er stoppte mich, als ich sie schlucken wollte. Er stoppte, weil er es ungesund fand, solche Früchte zu essen. Auch meine Mutter wollte nicht, dass wir die Dinge essen, wie sie als Kind. Sind Ihre Kindheitserfahrungen für eine bestimmte Generation reserviert? Ich weiß es nicht.

Aber ich weiß, dass es bestimmte Dinge vorbei sind, weil es vorbei ist. Und es gibt bestimmte Dinge im Leben, salzig schmecken kann wie die Tränen – sie kristarisieren sich und so sauer und süss wie Ferment riechen – sie fermentieren im Körper weiter.

Atongs special

Jedesmal wenn Atong uns versucht zu erklären, wie ein schlechter Oolong sein kann, gibt er uns ein Stück unreife Banana! Alle Mitreisende im letzten Jahr mussten ein Stück unreife Banana essen, um ihn zu verstehen. Jedesmal wenn er mir erklären wollte, wann der Zeitpunkt der Fermentation beendet werden sollte, gab mir zu wissen, es sei wie reife Banana duftet. Mein Lehrer versteht nicht viel von Pädagogik. Aber er versteht, dass man eine Kultur nicht in eine andere verpflanzen kann und man eine Lebenserfahrung nicht einem anderen erzwingen kann.

Seit Wochen hört er nichts mehr von mir. Ich habe zu wenig Ruhe, zu wenig Raum für ein Gespräch mit jemandem, der mir viel bedeutet. Seit ich mich nur mit Shui Tang beschäftigt bin, beschäftige ich mich nicht mehr viel mit meiner Entwicklung des Tees. Ich mache kaum noch Fortschritte. Ich schwimme im Routine. Mit diesem Zustand kann ich mit meinem Lehrer nicht sprechen. Er rief an und fragte nach mir. Sicher hat er keine Erwartung von mir, aber ich habe meine.

Meistens bereite ich den Tee zu, was mein Gegenüber verlangt. Für mich selbst mache ich nur noch Dianhong daheim und Pu Er im Hintergrund. Mein Körper verlangt nach der Einfachheit, nicht nach Vielfalt. Die Vielfältigkeit des Oolongs bekommt er nicht. Der Körper ist im Moment müde.

Viele Leute sagen, dass Shui Tang ein Oase ist. Ich verneine es.
Wenn es ein Oase gibt, gibt es auch eine Wüste. Ist die Stadt Zürich eine Wüste, so dass Shui Tang ein Oase bedeutet? Wenn es so ist, dann sind wir alle mitverantwortlich für die Wüste!
Nein, Shui Tang ist ein Nebenraum, ein Wohnzimmer oder ein Nebenzimmer in Zürich. Jeder kann in den Raum eintreten, sich dem Tee widmen und dann wieder in den anderen betreten! Fliessend.
Ich will kein Oase in der Schweiz schaffen – denn es würde bedeuten, etwas Fremdes in einem fremden Kontext zu verpflanzen. Einfach nur ein Nebenraum neben einem anderen Raum. Es gibt nichts Dualistisches.

Mein müder Körper erholt sich gut, wenn er zwischen den Räume übergehen kann. Wenn alles fliesst. Wenn der Geist nicht mehr viel unterscheidet. Dann riecht er wieder gerne Faccetten von Oolong! Heute kam Holger wieder, immer extra eingereist aus Tübingen. Für den seltenen Gast holte ich gestern frisch eingetroffenen Atongs Specials! Atong hat in diesem Sommer zwei wunderschönen Oolong gemacht, kostbar und wunderbar. Er möchte, dass diese beiden Tees gelagert werden sollen. Denn sie gewinnen noch mehr durch die Reifung, und mit der Zeit!
Ich goss Holger den schönen Special Fancy Oolong. In dieser Gelassenheit und Harmonie- wenn ein Teefreund aus der Ferne, Dich extra besuchen kommt, dachte ich in den schönen Tropfen die Banana zu trinken! „Ach, Reife Banana!“ seufzte ich. „Ja, sehr reif.“ sagte er. Ich höre wieder, wie mein Lehrer spricht…

Ein neues Teesalon in München

Laifufu_Einladung.pdf

Teefreundin Peijen hat nun tatsächlich ihren Traum verwirklicht, in München
ein Teesalon zu eröffnen!
An diesem schönen Ort kann man die von ihr selbst ausgesuchten Tees und seit
Jahren gesammelten schönen Objekten bewundern!

Was ist denn einen Traum zu verwirklichen? Ich kann nicht für andere Leute
sprechen. Für mich ist es das Moment, den so genannten Traum zu
verwirklichen, das Moment des „Erwachens“. Es gäbe nämlich keinen Traum zu
verwirklichen. Es gibt nur sehr viele Arbeit und eine ständige Auseinandersetzung mit „sich selbst“. Ein Weg der wirklichen Selbstverwirklichung, die nicht zwangsläufig mit dem materiellen Erfolg verbunden sein muss !
Liebe Peijen, alles Gute und viele Erfolge!

(Wenn es tatsächich einen Traum zu verwirklichen wäre, möchte ich nie aus diesem Traum erwachen… denn die Realität ist brutal hart…)