Als er zum ersten Mal kam, wollte er nur Alishan Hochland, als ob dieser Tee sein Vertraute wäre. Nicht zu viel wollte er bedient werden, da er eine Gesellschaft hatte.
Als er zum zweiten Mal kam, verlangte er eine Tasse Tee kurz vor Ladenschluss. Da ich kein Schweizer bin, schenkte ich ihm gerne eine Tasse ein. Weil er viel reden und wach bleiben musste gab ich ihm eine Tasse Pu Er 1990.
Wir kamen zu Gespräch, als der Laden leer wurde. Er fragte mich nach verschiedenen Tees, scheibar ist er ein Liebhaber von Oriental Beauty. Ich machte ihm eine Tasse Oriental Beauty. Eine persönliche Kollektion, die unter im Schrank unsichbar beleibt. Er war bei der Tasse nicht mehr ganz irdisch.
Als er heute kam, wollte ich ihm eine Tasse Fancy Nostalgie geben. Er mag den Name Fancy nicht, zu amerikanisch. Also, ich machte einen Tee in gleiche Richtung – einer meines Lieblingstees, der Benjamin Button Alishan 2004. Er war höchst begeistert, begeistert von der Vielschichtigkeit und Facetten! Begeistert von der Art der Degustation und des Genusses, begeistert von der Gesellschaft. Anmutig und geistreich.
Dann erzählte er mir, was er macht. Er schreibt Oper oder so etwas Ähnliches. Bei seiner Erzählung baute er immer Szene des Tees ein. Tee serviert von einer Prinzessin aus China, namens Angelika. Eine wunderschöne Gestalt, die von Vater und Vaterland ins Westen geschickt ist, die Köpfe der abendländischen Kämpfer umdrehen sollte, um höheren Ziele zu erreichen. Die schöne Prinzessin verliebte sich leider nicht in einem tapferen Kämpfer, sondern in einem Feigling. Da sie sich in einem Feigling verliebt, muss sie immer mit ihm fliehen, Flucht vor anderen Bewerber oder vor dem Vater…
Die Erzählung war humorvoll, halb ernst und halb lustig. Chragi war anwesen und musste immer mit schmunzeln. Er fragte mich, ob ich nicht Interesse hätte, etwas mitzuspielen. Da ich so oder so Tee mache, warum nicht? Das Problem ist die Termin-Kollision wegen Literaturhaus.
Der Besucher trank eine Tasse nach der anderen. Seuzfte und ging. Chragi sagte zu mir, dass er sich zusammennehmen muss, wenn er zu mir kommt. Denn die Besucher in Shui Tang sehr anspruchsvoll sein können. (Letztes Mal erlebte er den eloquenten Hermann und wir können ihn einfach bis jetzt nicht vergessen.) Das Gespräch setzt oft ein Vorkenntnis von Etwas aus. Ich nickte meinen Kopf. Das kann sein. Ich sehe diese Dinge allerdings ein bisschen anders.
Jeder kann sich wohl fühlen, wenn er es will. Menschen, die geistig stark sind, haben nicht immer andere Kompetenz. Aber die meisten starken Menschen möchten gerne selbst sein, das wahre Selbst leben. In Shui Tang ist jeder so wie er ist, in Ordnung. So fühlen Menschen sich wohl, weil sie nicht etwas vorspielen müssen, um etwas zu sein. Das ist wohl der Grund, dass Shui Tang ein Ort werden kann, Menschen zu verbinden, Dinge zu gestalten, Entwicklung zu entstehen und Veränderungen zu bewegen!
Ich kenne den Name des interessanten Besuchers nicht. Es ist auch nicht wichtig. Er kennt mich, ich kenne ihn. Und Googlen bringt tatsächlich gar nichts!