Hallo, Menglin,
….
In der Regel trinke ich jedoch grünen Tee. Für die meisten Oolongs
und roten Tees habe ich nicht den passenden Mund, wie’s ausschaut.
Schöne grüne Tees in China zu finden, ist jedoch auch eine
schwierige Aufgabe, ich würde mich freuen, wenn sie davon mehr
anbieten würden.In einigen Ihrer Beschreibungen von Oolong Tee sprechen Sie positiv
von „Insektenbefall“. Mich für klingt das auf den ersten Blick
ersteinmal gar nicht gut. Was hat es damit auf sich?vielen Dank
Tom
Ein neuer Teefreund aus Norden fragte nach dem „Bild“ des von Insekten befallenen Tees. Dass man zuerst eine seltsame Vorstellung von einem befallenen Tee hat, ist nur verständlich. Vielleicht liegt tatsächlich eine Welt zwischen Orient und Okzident.
Normalerweise werden die Teeblätter regelrecht von Insekten heimgesucht, wenn das Milieu neutral und relativ natürlich „gepflegt“ wird. Die so genannte Schädlingsbekämpfung kann die Teepflanzen nicht vollständig vor den intelligenten und lebenshungrigen Insekten abschirmen. Was passiert dann, wenn die Blätter „abgebissen“ werden? Meistens werden sie aussortiert – als Fehler. Oft wird die Ernte verzichtet, wenn die Ernte zu stark „beschädigt“ wird.
Warum? Denn solche geschädigte Blätter sind anders zu behandeln als das „normale“ Pflückgut. Sie brauchen einen erfahrenen Umgang des Teebauers, der Vertrauen in Ihr Handwerk haben, je nach der Schädigung unterschiedlich die Blätter zu verarbeiten. Denn sie sind gelblicher, trockener, zerbrechlicher, aber enthalten ein außergewöhnliches Aroma! Das ähnliche gilt auch für die Zwischenernte zwischen Winterernte und Frühlingsernte – die so genannte Dongpian (Winterblatt) im Dezember und Januar. Das Wetter ist nicht geeignet für die Herstellung des Oolongs, aber dieses Pflückgut unter dieser besonderen klimatischen Bedingung könnte Teeliebhaber ein außergewöhnliches Erlebnis schenken. Das Erleben des zarten feinen Aromas hängt allerdings vom Handwerk des Teemakers ab. Solche Vorrausetzungen machen eine Rarität aus: klimatische Bedingung, natürliche Gegebenheit und Handwerk eines Teemakers.
Manche Teemaker betrachten solche „Biss“ als Horror und Mangel. Manche jagen gierig danach. Mein Teelehrer und ich gehören zu dem Jäger, der gerne „kuriosen“ Exemplare sammeln. Hindernisse und Schwierigkeiten machen „Spaß“ in einer Sache aus, nicht ein „glatter Ablauf“. Wenn mein Lehrer mich wieder anruft, erzählt, was er wieder findet und wie er diese Dinge fand, fühle ich mich jedes Mal beteiligt – an seiner Jagd. Im Frühling sprachen wir von Suche nach „Qilan“ – ein selten gewordener Oolong. Vor drei Wochen rief er mich an und sagte, „He, ich habe ihn in einem Garten gefunden, nur 6 Kg!“ Oder warnte er mir vor einem Kauf von Phönix Dancong, den ich so sehnsüchtig suchte.
Tee suchen ist nicht gleich wie Kleider kaufen. Es ist oft schwieriger als die Partner-Suche…
Ich bin leider kein Chemiker und kann den Leser nicht aufklären, was für einen chemischen Prozess hinter diesen „Biss“ und „Fermentation“ stattfindet. Es ist jedenfalls ein unvergesslicher Genuss, wenn ich solchen „Makelhaften“ Oolong trinke. Ein Makel ist nicht einfach ein Makel, sondern ein Charakter, der ein “Erdgeschoß“ zu einem Märchenschloss“ verwandelt. Für manche ist es ein Makel, für manche ein Traum. Jeder bekommt das, was er mit seinem Suche-Einsatz „verdient“.
Für mich ist ein Oolong mit solchen Makel ein Traum – ich bin „leider“ kein Maßstab. Für Sie, lieber Tom, probiere es doch einmal aus, ob solcher Oolong ein Erlebnis sein könnte, ohne einen tatsächlichen Versuch bleibt es für immer ein Rätsel auf Chinesisch. Auch der erste Eindruck und das erste Erlebnis sind nicht entscheidend, sondern ihre Mut und Abenteuergeist machen tatsächlich bei der Auseinandersetzung mit dem Tee aus.
Ich wünsche allen viel Freude, viel Spaß und viel Mut!