Archiv für den Monat Mai 2018

Menschen in Sanxia

Viele Teestrassen in Taiwan führen zwischen Bauernhöfen und Gärten. Wenn wir in einem Garten plötzlich Menschen begegnen, werden wir meistens mit einem freundlichen Lächeln begrüßt. Ich bekam an jenem Nachmittag sogar ein grünes Pfirsichfrucht zu kauen – nicht sehr genüsslich.

Wir standen plötzlichen in einem Hof und der Hund rief heftig. Eine ältere Dame kam raus. Mein Lehrer fragte sie ob sie jemanden kennt. Sie nickte, „Klar, er ist mein verstorbener Mann.“

Wir bekamen einen Bi Luochun, der von der Tochter hergestellt ist. Die Tochter war Student von Atong und war unglaublich begeistert, dass ihr Lehrer plötzlich in ihrem Haus erschien.

Der Tee schmeckt bereits nach der Ernte im Südwind. Zu spät gepflückt. Ja, keine Zeit – sagte sie. Keine Zeit und der Vater starb zu plötzlich, so dass sie nicht richtig lernen kann. „Aber der Tee ist Bio, Laoshi!“ Ihr Laoshi – Lehrer nickte seinen Kopf und schaute sie an, „Möchtest Du weiter machen? Wenn Du willst, geht es nicht so weiter.“ „Ich weiß nicht mehr genau wie mein Vater…“

Der Verstorbene – jemand stand auf. Der Name von dem Verstorbenen wurde an jenem Nachmittag zu oft erwähnt. Die Witwe dachte sie bat uns zu wenig an und holte verschiedene Teesorten aus dem Kühlschrank. „Ich habe den Tee von meinem Mann im Kühlschrank bewahrt. Schaue Mal. Du kennst ihn. Ich hörte öfters von Deinem Name aus seinem Mund. Trinken wir doch zusammen seinen Tee.“

Unser Lehrer war sprachlos. Die Witwe fuhr weiter, „mein Mann starb zu früh und ich kann leider keinen Tee machen. Ich habe nur zwei linke Hände. Ich kann nur Tee verkaufen.“ Die Frau von meinem Lehrer fragte sie, woher sie kommt und warum sie einen Bauer heiratet? Ihre Augen leuchteten. Sie begann zu erzählen.

Ich komme aus einer Familie mit Landbesitz. In 50er Jahren wurde unser Land von der Regierung zwangsenteignet und dafür viel Aktien erhalten. Meine Mutter gab mir jeden Tag Geld, damit das Geld ausgegeben wird. Das Leben war so langweilig. Ich bezahlte meine Mitschüler für mich Hausaufgaben zu schreiben oder ging ins Kino.

Meine Mutter fragte mich als eine junge Frau wurde, welchen Heiratslandidat mir am besten gefällt? Ich sagte ihr, ich will nicht mein Leben weiter auf so dekadenter Art führen. Ich will den Bauer heiraten, mit dem ich einen langen Briefkontakt habe.

Meine Mutter glaubte mir nicht und weinte tagelang. Aber ich habe recht. Ich habe mein Leben gerettet. Mit ihm haben wir eine eigene Welt geschaffen.

Was für eine starke Frau in jener Generation in Taiwan!

Was für ein Glück solche Persönlichkeit zu begegnen und von solcher Geschichte ermutigt werden? Aber es ist nicht nur sonnig in diesem Moment…

Über die Vergangenheit zu erzählen gab ihr viel Energie und ihre Stimme wurde immer kräftiger. Aber der gefrorene Tee war trüb in der Schale. Nur der Duft war wie konserviert – so herrlich wie in der Nacht duftende Flieder oder Jasmin! „Das ist Bai Wen Varietät.“ „Ja, unser Vater pflanzte viele von dieser Bai Wen.“ Der Duft zog an. Ich war wie ein Schmetterling – am liebsten ins Nektar der Blumen eintauchen!

Die Witwe wiederholte Fragen, die sie bereits gestellt hat, ob wir gegessen haben, ob sie für uns etwas organisieren sollen. Wir lehnten höflich ab und standen auf. Es ist die Zeit aufzubrechen. Die Vergangenheit sollte bei dem gefrorenen Tee bleiben.

„Wenn Du nächstest Mal kommst, rufe bitte vorher an.“ Mein Lehrer nickte seinen Kopf. Der Hund blieb in seinem Platz. Unser Wagen fuhr aus dem Hof.

Was war eine Begegnung? Eine Begegnung um die Vergangenheit wachzurufen? Ich weiß dass Atong oft nach seiner Intuition handelt ohne überlegt zu haben. Aber wer weiß? „Meinst du dass wir vielleicht Tee von ihrem Garten nehmen können? Der Körper von dem trüben Tee ist sehr gut. Wenn die Machart korrigiert werden kann, wäre es ja ein Glücksfall!“ „Vielleicht. Wenn sie den Gegenwart verändern wollen.“

Wir fuhren weiter und machten unser Tee Tour. Meine Beinen waren müde und mein Bauch war hungrig. Mit einem typischen Wurst wurde die Anstrengung belohnt!

Nächstest Mal wenn Ihr Bach Sanxia kommt, unbedingt Würste aus dem Grillstand an Chengfu Rd. kaufen! Hier werden die Würste nur aus schwarzen Ibirico Schweinfleisch gemacht. Köstlich!

Was machen Sie hier in Sanxia?

Atong hielt plötzlich das Auto und sprach mit einem Teebauer, der gerade am Straßenrand stand. Ich stieg ebenfalls aus und begegnete die Frau des Bauers.

Ich beobachtete sie und sie erwiderte mir eine freundliche Frage:“ kennen Sie jemanden hier in Sanxia?“ Sie wollte eigentlich von mir wissen warum ich neben ihr stand. „Nein, ich kenne niemanden hier. Ich kaufe hier ab und zu Tee ein.“

„Achso.“

„Was für Tee machen Sie mit dem Pflückgut?“

„Meistens…“ Sie stoppte kurz und redete weiter, “ Sie machen meistens Wenshan. Oder weißen in letzter Zeit. So etwas wie grüne Erbsen.“

Bi Luochun meinte sie wohl.

Ich lächelte und steckte mein Handy rasch weg, als ob es nichts geschehen ist. Sie arbeitete ganzer Zeit immer weiter, als ob es nur klar gewesen wäre.

Der Wind wehte zum Glück. Es war über 30 Grad. Ich stand neben ihr mit einem respektvollen Abstand. Atong rief mich. Ich beugte mich kurz. So selbstverständlich lief ich weg. Sie gab kein Wort.

Es ist nichts geschehen.

Wiederentdeckung in Sanxia

Der Weg ist steil, rutschig und bedeckt. Hast Du Angst vor Schlangen? Das muss du haben.

Am Abend sollte man nicht einfach hier spazieren. Nach dem Regen auf keinen Fall hier erscheinen. Hier ist die pure Natur, kein Park. Natur voller Unberechenbarkeit!

Mit meinen falschen Schuhwerk lief ich nur mit Vorsicht weiter. Aber die Luft, die Geräusche und die Vegetation berührten mich. Kühl, süß und frisch duftet es.

„Meng-Lin, komme hoch!“ rief mein Lehrer! „Damit Du ein Foto hast – Du und die Bäume! “

Damit ich glaubwürdig wirken im Web!

Der Wald in Sanxia

Ein Ausflug mit Atong ist immer aufregend. Als ich letzter Woche wieder in seinem Büro auftauchte, gab er mir einen Tee.

„Ein schöner Schwarztee! Was für eine Varietät?“ fragte ich meinen Lehrer. Er sagte, „Asamu“ wie bitte? Seine von Japanisch gefärbte Aussprache! „Assam!“

Assam in Taiwan? Das stimmt. Die Japaner brachte diese Varietät nach Taiwan vor Hunderjahren! Damit der Teeanbau in Taiwan sich nicht auf den grünen Tee fokussiert und kein Konkurrent von dem japanischen Grüntee werden kann!

Um diese Teebäume anzuschauen fuhren wir heute nach Sanxia!

Sanxia ist berühmt für die Touristen sein kleiner alter Dorfzentrum, wo volle Touristen und Konsumgüter sind. Wir fuhren in einer Richtung die ich nicht kannte. Immer tiefer und höher!

Sanxia, ein erstes Teeanbaugebiet auf der Insel Taiwan im 19. Jahrhundert. Früher als Dong Ding, früher als Lishan. Seine Geschichte ist eine Geschichte der taiwanesischen kolonialen Vergangenheit! Zuerst wurde Oolong produziert als der Engländer Dodd die Teepflanzen aus Anxi nach Taipei brachte. Später schwarzer Tee bei dem japanischen Kolonialherrn. Der Assam wurde der Fremdlinge auf der Insel. Seit die chinesischen Einwanderer im 20 Jahren nach Taiwan vor Mao flohen? wird der grüne Tee Bi Luochun hier produziert. Der Assam wurde zuerst verdrängt und dann vergessen. Vergessen in dem tiefen Wald!