Ich sollte gehen.

Ich sollte gehen.

頻相顧
餘歡未盡
欲去且留連
秦觀
Ich sollte gehen, blicke aber zurück.
Die Freude sollte schon längst vergangen sein, bleibt aber zurück.
Ich sollte gehen.
Meine Schritte schreiten nicht.
Qin Guan (1049-1100), Song Dynastie China

Eigentlich ist mein Wesen nach Yijing (oder I-Ching) ein Kun-Gua . Das Hexagramme symbolisiert etwas wie Mutter-Erde und ist das Sanfste und Geschmeidigste. Ich lebe aber wie das Feuer, zerstörerisch und brennend wie die Sonne im Sommer. Wer bin ich denn?
Wegen dem Besuch von Langnasen wurde das Büro von Atong richtig aufgeräumt. Ein Platz blieb verschont – das ist sein Schreibtisch. Ich bot ihm an, diesen Tisch aufzuräumen. Er lächelte ohne ein Wort zu versprechen.
Bei dem Aufräumen wurde paar vergessene Säcke wieder gefunden.
Diese wiedergefundenen Säcke schauten mich immer wieder an.
Bevor ich mich endlich verabschiedete, ging ich noch paar Male das Büro herum. Ich solle gehen, meine Schritte bleiben aber zurück.
Als ich am letzten Tag kam sass Onkel Chung am Teetisch. Es war eine seltene Angelegenheit. Vor dieser Person zeigte ich stets ein grosses Respekt. Ich habe Respekt vor Menschen, die im Hintergrund seine Arbeit gut tue und der Bühne anderen Menschen überlassen. Es muss eine Grösse sein, die es ermöglicht.
Onkel Chung bereitete in seiner Ruhe eine Tasse Tee. Eine Tasse von Sanfheit und Schönheit. So schön wie eine anmutige Frau, die zu Dir im Garten neben den Rosenhecken lächelt. „Kennen ich ihn?“ fragte ich. Atong sagte, er habe mir vor paar Tagen bereit gezeigt. „Er ist aber heute anders.“ insistierte ich. „Es ist heute jemand anders.“ erwiderte er. Der Tee ist heute anders, so anders wie Onkel Chung.
Er sollte ein Wulong sein – ein Qingxin Wulong. Unweit von Mingjian, seine Knospe wurde im Frühling von Zikaden befallen. Was haben die Zikaden dabei gedacht? Der Garten war fast verwildert und die jungen Blätter boten den Zikaden ein heimliches Atmosphäre!
Noch einmal genoss ich die sanfte schöne Qingxin Schönheit. So fruchtig wie Lychee, so süss wie Nektar. Der Aufguss schmeichelte meine Kehle, sanft und liebvoll. Was für einen Tee, was für eine Person.
Ist der Tee wie ein Spiegel der Person, die ihn zubereitet? Dann möchte ich diesen Tee morgen zubereiten. Daran möchte ich mich an mein von Schicksal vorbestimmtes Wesen erinnern – ein Wesen von Mutter-Erde, sanft, empfangend und anmutig.
Ich sollte gehen.
Nun bin ich tatsächlich gegangen.
Mein Blick bleibt aber zurück.

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