Der Rest von Asche

Der Rest von Asche

(Fortsetzung von gestrigem Beitrag)
Natürlich weiss ich wie man mit dem Slogen „Der gute alte Geschmack“ sich profilieren kann. Was ist denn schon der alte Geschmack?
Mein Lehrer Atong, Chen Huang Tang, hat ein kleines Geschäft versteckt zwischen den Gassen Taipeis. Das kleine Geschäft ist in Japan recht bekannt, auch wenn er auf eine sehr taiwanesische Art von Japanisch spricht. Sein Hobby ist gutes Essen zu spionieren.
Das kleine an der Dan-An-Distrikt sitzende Geschäft ist nicht nur der Ort, wo berühmte Weinhändler aus Nappa oder Europa um Rat suchen, sondern auch das Mensa, wo sich an jeden Mittag uneingeladene Freunde und Kollegen versammeln. Das, was mein Lehrer täglich kocht ist der so genannte alte Geschmack. Mit reifen Sojasosse geschmorte traditionellen Gerichten, von besten Fleischteile zubereitetn Einstöpfe oder fast verschwundenen eingelegten Gemüsen…
Der Tee, den wir machen, ist genau der alte Geschmack und aus der traditionellen Herstellungsmethode. Aber, das, was er macht, stiesst keine grosse Resonanz auf dem grossen kommerzielen Markt Taiwans. Er ist zwar berühmt, aber hat mit dem Geld nicht sehr viel Erfolg. Was hat er eigentlich verdient mit dieser aufrichtigen Haltung?
In „Zone pro Site“ hat der Kochlegende der jungen Xiao-Wan gesagt: „

Ein Wanderkoch bekommt Freundschaft und Wärme von seinen Essern. Das ist nicht nur das, was er verdient – das wichtigst ist, der Freude voller Herzen!

Du kannst nicht etwas kochen, um allen zu gefallen. Aber etwas zubereiten, was Dir Freude macht. Das, was Dir Freude macht, schmeckt am meisten!

Atong hat immer Freude an Tee und sein Tee macht uns Freude.
Bei meinem jetzigen Rückflug gab er mir eine Tüte voller riechenden gestrockneten alten Rettich… was angeblich eine unglaublich gute Suppe verfeinert und paar Flaschen sehr reifen traditionellen Sojasosse. Ich stand dort orientierungslos. Ich habe die geistige Haltung nicht, um einen alten guten Geschmack wieder auf den Tisch zu bringen. Wie komme ich denn zu diesem alten Geist?
Er sagte, den Tee abzuwarten und so zu verarbeiten – mit viel Zeit und Aufwand wie unser Vorfahren – ist der alte Geist.

Der alte Geist… ich suchte in meinem Gedächtnisspeicher im Flugzeug.
Ist das, was meine Grossmutter in meiner Kindheit an jeden Morgen ein Topf voller Paochung zubereitete? Mein Vater musste den Tee zwei Male am Tag an die Strasse bringen. Ein Topf voller Paochung mit zwei Tassen war wahrscheinlich ein Freude von durstigen Passanten und eine Herzensangelegenheit meiner Grossmutter.
Oder ist der alte Geist in dem Geschenk, was Adrian mir gestern aus Kyoto brachte – Ein Rest Asche von Jack.
Bei jedem Tee, bei jedem Treffen und bei jedem Jahr wird Asche immer wieder mit Tee und Sake besträubt und mit neuen Kohle durch und durch neu vermengt und vermischt. Jahr zu Jahr entsteht immer mehr Asche, Mal zu Mal immer wieder neu verteilt. Asche ist praktisch das Wichtigste, was ein Teemensch bei Hausbrand mitnimmt und das, was als Rest der Erinnerung an Tee bleibt.
Jack sagte, diese Asche sei auch gemischt mit der Aschen seiner zwei Meister.
„War es nicht schwer?“ das ist ein Pack von fast 2 Kilos!
Adrian zuckte sein Schulter. Ein Auftrag des Meisters – „Ich sollte Dir diese Asche bringen.“

2 Gedanken zu „Der Rest von Asche

  1. Ulrike

    Kennen wir überhaupt noch den alten Geschmack? Alles verändert sich, ob es ins positive oder negative geht das kann wohl heute noch keiner sagen. Vielleicht ist es gerade deshalb wichtig das Alte zu bewahren.

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    Antwort
  2. Pingback: Nachtrag zum Friedenstee | Tee erleben – Teeblog

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