Gongfu Cha – wie fange ich an?

Hoi Meng-Lin

Ich habe durch einen Zeitungsartikel von deinem Blog erfahren und schon viele interessante Dinge daraus gelernt.

Ich trinke seit einigen Jahren Tee, am liebsten Oolongs, aber auch Grüntee und – darf man das sagen? – auch indischen Schwarztee oder mal einen Orange Pekoe aus Ceylon. Ich habe aber erst jetzt von Gong Fu Cha erfahren und finde es hoch interessant.

Mit welchen Utensilien soll ich denn beginnen, um Gong Fu Cha zu zelebrieren? Hast du vielleicht eine Buchempfehlung?
Ich war beeindruckt von deiner Beschreibung, wie der Tee-Meister den Tee-Pot energetisiert hat. Ich bin ein Anhänger von Qi Gong und Bewusstseinsarbeit und würde das Tee-Trinken gerne meditativer betreiben.

Ich habe in deinem Blog auch gelesen, dass die Wahl der Tee-Kanne essentiell ist, dass verschiedene Kannen schwerer oder einfacher zu reinigen und zu trocknen sind usw.
Vielleicht kannst du mir einfach einige Tipps geben, wie ich auf der Tee-Leiter einen Tritt nach oben komme.

Viele Grüsse

Marco

Lieber Marco, schön von einem neuen Teefreund zu hören!

Deine Fragen sind sehr wichtig und grundlegend. Es ist allerdings nicht einfach alles auf einmal zu beantworten!

Gongfu Cha muss man einmal erlebt werden, bevor man damit wirklich anfangen kann. Einen guten Oolong muss man einmal richtig zubereitet erlebt werden, bevor man sagt, was Oolong ist! Ich liebe Oolong, denn es gäbe keinen anderen Tee – wenn ich mir erlaube, es so zu behaupten, der so eine Dimension von Duftnoten und Geschmackswandlung anbieten könnte!

1. Wenn Du mit Gonfu Cha anfangen möchtest, nimmt zuerst eine Porzellan-kanne. Die berühmte Yixing kanne taugt in dieser Anfangsphase nicht: sie ist schwer zu pflegen. Sie wird durch falsche Behandlung schnell muffig. Ein guter Tee kann in so einer Kanne „zerstört“ werden. Für einen geübten Teeliebhaber wäre so eine gute Yi-Xing-Kanne geeignet, wenn er einen vertrauten bekannten Tee zubereitet. Wenn er allerdings einen neuen Tee ausprobiert, wäre auch eine Porzellan-Kanne besser geeignet. Porzellan Kanne ist pflegeleicht und verfälscht – verbessert und verschlechtert – den Geschmack des Tees nicht.

2. Mit Anfänger Geist: Ein Bewusstsein von Bescheidenheit, Wachsamkeit und Neugiere. Mit Bescheidenheit kann man Dinge richtig lernen. Ein Meister-Getue bringt uns nie weiter. Eine geliehene Lorbeer ebenfalls nicht. Wenn Du beim ausprobieren eine interessante oder komische Duft- und Geschmacksnote entdeckst, merk´ es Dir und vertraut Deine Nase und Zunge. Nach paar Male ausprobieren, bekommt man andere Augen über die ganz banale Dingen. Versuche durch Vergleichen und Experimentieren Grundgeschmack und feine Unterschiede des ähnlichen Tees festzustellen.

3. Das Wichtigste ist paar Weggefährte zu finden, z.B. in der Diskussion des Teeblog auszutauschen. Seriöse und richtige Information helfen uns immer ein Stück weiter, im Labyrinth der Tee-Literatur und des Tee-Marketings werden wir irreführend getäuscht. Manchmal lohnt sich einen wirklich guten (wohl auch teuer) originalen Tee aus originalen Anbaugebiet zu kaufen und zu studieren, um eine Referenz zu bekommen.

Bücher und Diskussion bringen uns immer nur bedingt weiter, insofern wenn die Information zuverlässig ist. Aber Tee lügt uns nicht. Er erzählt uns von seiner Geschichte. Wir müssen nur lernen, seine Sprache zu verstehen! Wie lernen wir seine Sprache verstehen? Gute Tea-Toys (Porzellan-Kanne des Gonfu Cha Utensilien wäre nicht schlecht), gute originale Tees als Referenzen und unser Anfängergeist!

Ich hoffe, Dir einwenig geholfen zu haben.

Menglin

Nachtrag: Ich habe mich sehr über dieses Mail gefreut. Es zeigt mir, wie Tee andere Menschen faszinieren kann und verschiedene fremde Menschen auch zusammenbringen kann! Das Verbundensein zwischen Menschen macht einem richtig glücklich!

Gongfu Set

Ein klassiches Gonfgu Cha-Set. Man muss nicht gleich mit Ton Kanne aus Yi-Xing anfangen. Eine Porzellan in dieser Grösse wäre ein guter Einstieg. Eine Teekanne und Teekrug (dieser Krug hilft den Aufguss von Teeblätter zu trennen, so dass Teeblätter nicht zu lang im Aufguss stehen und der Aufguss bei der Tasse gleichmässig schmeckt) aus Porzellan empfehle ich als Grundausstattung. Wenn man ein „Eingeübter“ ist, kann man noch mehr „toys“ dazu anschaffen. Man kann auch mit solchen Toys sich korkettieren – Exotik hat immer einen Markt. Aber der Tee lügt uns nicht – der Tee erzählt uns, ob er wirklich vom Herzen zubereitet wird.

6 Gedanken zu „Gongfu Cha – wie fange ich an?

  1. Suzanne

    Hello Marco,

    schön, dass Du den Blog hier gefunden hast! Du kannst viele interessante Informationen finden – aber vor allem: den Geist des Tees!

    Als ich mit Kung Fu Cha angefangen habe, hatte ich außer einem Teekännchen gar keine „echten“ Utensilien. Als Teekrüglein habe ich eine kleine Porzellantasse verwendet, z.T. auch einfach ein kleines Glas. Zu Anfang ist die Ausstattung nicht so wichtig. Aber klar – sie sieht wunderschön aus, und man möchte ja alles richtig machen!

    Unter dem Link „Menglins Schatzkammer“ steht eine kleine Anleitung, wie man den Tee mit Kung Fu Cha zubereiten kann. Wichtig ist, zu erkennen, wie Du es für Dich am liebsten magst (Ziehzeit und Teemenge usw.). Wenn alles gelingt, kommt man von ganz allein ins Meditieren… – so gehts mir zumindest :).
    Lies Dich mal durch den Blog, da wirst Du sicher alles finden, was Du so brauchst.

    Viel Spaß mit dem Kung Fu Cha!

    Suzanne

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  2. Menglin

    Danke, Suzanne! Du hast es richtig ausgedruckt. Ich bemühe mich hier „den Geist des Tees“ zum Ausdruck zu lassen. Eigentlich gibt es keine Vorschrifte, wie man Gongfu Cha zubereitet. Aber Tee nur in einem Formalismus zuzubereiten oder zu zeigen, ist wie ein Show, es ist leer. Es ist schön, aber flüchtig. Menschen begegnen sich dadurch nicht, es sind vielleicht nur ein Event, ein Dabei-Sein, ein Austausch von Small-Talk oder ein Aufrufzeichen von Aesthetik. Im Gegenteil wenn der Gastgeber mit Herzen einfach nur eine Tasse Tee zubereitet, steckt der Geist des Tees andere Menschen an. Ein glückliches Gefühl füllt den Raum…
    Tee überlebt tausenden Jahren und geniesst eine lange Tradition, weil Tee Menschen verbindet, die Grenze zu überschreiten.

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  3. Marco

    Liebe Menglin

    Vielen Dank, dass du dir gestern Zeit für mich genommen hast. Es war sehr interessant, dir bei der Teebereitung zuzuschauen, und die Kännchen und Tässchen gefallen mir sehr, obschon die Ästhetik für mich wie gesagt zweitrangig ist.
    Wenn der Qi Gong-Meister wieder einmal Tee ‚zubereitet‘, so wäre ich sehr froh über Infos dazu.
    Vielen Dank auch an Suzanne für den Beitrag und die Tipps. Das ist tatsächlich ein Blog, bei dem ich verweilen kann.

    Gruss

    Marco

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  4. Menglin

    Tee verbindet Menschen! Ich bin sicher, dass Du Freude hast, an die neue Reise ins Teeland. Hoffentlich sehen wir uns wieder zum Tee!
    Meister Chen Ti-Dao kommt Ende Juni wieder in die Schweiz. Er wird zwei Vorträge zum Thema Tee und Qi halten. Daten und Ort werden noch hier im Blog angekündigt. Bei Interesse wäre doch besser bei mir zu melden!

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  5. Julian

    Hallo,

    habe von der Familie meiner Freundin aus Taiwan jegliche Utensilien für GONG FU CHA bekommen. Nun übe ich mich jeden Tag daran…
    Au0erdem habe ich wohl jeglichen Grün Tee aus Taiwan mitbekommen, zu testen.

    Eine befreundete Japanerin hat mir anvertraut, dass die japanischen Grüntee-Sorten nicht an den taiwanesischen KAO-SHAN-CHA OOLONG heranreichen.
    Ich allerdings habe die wirklich wertvollen Tees noch nicht angetastet. Zu lange damit warten soll ich damit allerdings nicht.
    Ich übe mich noch am „profanen“ Hochlandtee aus Taiwan…

    Ein guter Link zum Gong Fu Cha:

    http://www.benjowskitea.de/taiwan/taiwan2.htm#zube

    viele Grüße, Julian

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  6. Menglin

    Also, viel Spass im Teeland! Lieber Julian, japanischer grüner Tee ist anders als der Hochlandoolong aus Taiwan. Das heisst nict, dass welcher Tee besser wäre. Ich wünsche Dir viele interessante TeeErfahrungen!

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